Köpfe der Spielebranche: Interview mit Oliver Redelfs

28.02.2017
Oliver_Redelfs_gamecity_Hamburg

Medienprofi Oliver Redelfs leitet seit 2017 das Branchennetzwerk gamecity:Hamburg

Auch heute wollen wir euch wieder eine spannende Persönlichkeit aus der deutschen Games-Branche in unserer „Köpfe der Spielebranche„-Reihe vorstellen. Journalist und Games-Experte Oliver Redelfs ist seit knapp 20 Jahren in der Medienbranche unterwegs und berät als PR-Mann mit Red Elf Media Firmen im Bereich Games, Gamification und Kommunikation. Seit Januar 2017 hat er zudem die Leitung des Branchen-Netzwerkes gamecity:Hamburg übernommen, für das er zuvor mehrere Jahre gearbeitet hatte. Warum ihn die Spielebranche seit dem Studium nicht mehr losgelassen hat und was er sich für die Games-Branche wünscht, verrät Oliver im Interview.

Games-Career.com: Vom Philosophie- und Germanistik-Studenten über eine langjährige Tätigkeit als Spielejournalist zum Berater von Games-Unternehmen: Warum hat dich die Spielebranche nach deinem Berufseinstieg nicht mehr losgelassen?

OR: Seit ich Anfang der 80er Jahre mit Videospielen in Berührung kam, war es immer mein Wunsch in der Games-Branche zu arbeiten. Heute bin ich in der glücklichen Situation meine Leidenschaften Games, Medien und Kommunikation miteinander verbinden und Unternehmen in diesen Bereichen beraten zu können. In den Spielefirmen arbeiten unglaublich sympathische und kreative Menschen, mit denen ich die Liebe für Games, Kreativität und Innovationen teile.

Games-Career.com: Seit Anfang diesen Jahres bist du der neue Kapitän bei gamecity:Hamburg. Was reizt dich an deiner neuen Aufgabe?

OR: Zum einen die enge Zusammenarbeit mit den Spielefirmen vor Ort, zum anderen meine Heimatstadt Hamburg als Spielestandort weiter zu entwickeln. In Deutschland zählt die Hansestadt inzwischen als einer der bedeutendsten Standorte der Games-Branche. Diese Position möchte ich festigen und wenn möglich, sowohl national als auch europaweit, weiter ausbauen. Außerdem ist die Aufgabe äußerst vielfältig und ich kann im Hintergrund viele Dinge anstoßen.

Games-Career.com: Welche neuen Aktionen und Events dürfen wir in diesem Jahr von gamecity:Hamburg erwarten?

OR: Aufgrund meines journalistischen Backgrounds liegt mir der Bereich Kommunikation und Storytelling sehr am Herzen. Ich möchte erreichen, dass wieder mehr über Games und die kreativen Köpfe dahinter gesprochen wird. Der Bereich eSports wird in diesem Jahr sehr wichtig sein. Im Oktober findet erstmals die ESL One mit Dota 2 in der Barclay Card Arena statt. Wir wollen den eSport generell in der Stadt bekannter machen und falsches Halbwissen über eSportler und Fans abbauen. Außerdem haben wir weitere spannende Ideen, wo bereits mit Partnern erste Gespräche stattfinden und die wir zu gegebener Zeit ankündigen werden. 

Games-Career.com: gamecity:Hamburg gilt seit 14 Jahren als „Hafen der Games-Branche“. Wie unterstützt ihr die Hamburger Spieleindustrie? Wer kann sich an euch wenden? Und wie wichtig ist es, ein solches Netzwerk in Hamburg zu haben?

OR: Grundsätzlich kann sich jeder an uns wenden. Unsere Tür steht sowohl Spielefirmen als auch Unternehmen, die passende Kontakte in der Games-Branche suchen, offen. Aber auch der ständige Austausch mit Journalisten, Bloggern und PR-Profis ist ein wichtiger Bestandteil unserer Arbeit. Ein gutes Netzwerk in der Stadt, welches sich nicht auf die Games-Branche beschränkt, ist natürlich hilfreich. Um die gamecity:Hamburg jedoch außerhalb der Stadtgrenzen ins Gespräch zu bringen, sind nationale und internationale Kontakte für meine Arbeit wesentlich wichtiger. 

Games-Career.com: Ganz explizit unterstützt ihr auch Start-ups bei ihren ersten Schritten. Was sind aktuell die größten Herausforderungen für junge Spiele-Firmen?

OR: Geld ist natürlich immer ein Thema. Gerade junge Firmen benötigen in der Startphase Kapital bis sie mit ihren Spielen oder Services genügend Umsatz erzielen, um sich selbst zu finanzieren. Klassische Investoren und auch Banken meiden jedoch häufig Spieleentwickler, da sie die Marktchancen von Spielen nicht richtig bewerten können und die Firmen nach BWL-Maßstäben nicht skalierbar sind. Eineweitere Herausforderung für junge unbekannte Game Companies ist, ohne großen Namen in der Flut von Spielen aufzufallen und die Aufmerksamkeit der Gamer zu erreichen. Und das mit möglichst wenig Geld für Marketing und PR, aber mit viel Sichtbarkeit in den Digital Stores und Medien.

Games-Career.com: Die deutsche Games-Branche hat ein turbulentes Jahr hinter sich. Auch Hamburger Studios machten durch Massenentlassungen Schlagzeilen. Fehlen frische Spieleideen in Deutschland oder fehlt den Studios eher die finanzielle Marketingpower, um im internationalen Wettbewerb zu bestehen?

OR: In gesättigten Märkten sind frische Ideen und hohe Produktqualität immer die Grundvoraussetzungen für den Erfolg. Doch aktuell kommen mehrere Schwierigkeiten zusammen. Diese betreffen nicht nur die deutsche Games-Branche, sondern weltweit stehen alle Spielefirmen vor den gleichen Herausforderungen. Derzeit sind zu viele Spiele im Markt und die Digital Stores überfüllt. Die Sichtbarkeit in den Digital Stores ist oft nur mit viel Marketingarbeit zu erreichen, viele Entwickler haben immer noch keine Antworten auf den Erfolg des F2P-Geschäftsmodells gefunden, das Zeitbudget der Nutzer für Spiele wird durch Streaming-Anbieter und Social Media weiter angefressen und der Boom von „Games-as-a-Service“ setzt die Hersteller von Singleplayer-Spielen unter Druck. Zusätzlich hat der deutsche Standort mit einigen Nachteilen, gegenüber anderen Ländern zu kämpfen. Bei dieser Fülle von Herausforderungen haben die deutschen Spielefirmen sich bislang recht wacker geschlagen. Doch ob jede Firma die für sie richtige Lösung findet, werden die nächsten Jahre zeigen.

Games-Career.com: Ein Blick in die Zukunft: Wo siehst du die deutsche Spielebranche in fünf Jahren?

OR: Seit ihrem Bestehen gehört der permanente Wandel zur DNA der Games-Branche. Mir ist keine andere Branche bekannt, die Innovationen so schnell aufgreift und daraus Neues erschafft. Dies betrifft technische Neuheiten, Spielideen aber auch Geschäftsmodelle, verändertes Nutzungsverhalten und Kommunikationsstrategien. Aufgrund der ständigen Veränderung ist es unmöglich, länger als zwei Jahre in die Zukunft zu blicken. Eins steht auf jeden Fall fest: Die Games-Branche wird weiter wachsen. Ich hoffe sehr, dass Deutschland seinen Rückstand als Entwicklungsstandort aufholt und viele Hightech-Arbeitsplätze entstehen werden. Mit jeder neuen Generation an Nachwuchsgamern werden digitale Spiele immer mehr zur gesellschaftlichen Normalität, zu der sie in vielen Ländern bereits längst gehören.

Games-Career.com: Last Words?

OR: Punkt!

Wir bedanken uns Herzlich bei Oliver für das Interview. Weitere Infos und News zu gamecity:Hamburg sowie die aktuellen Termine des GAMECITY TREFF und der GAMECITY NIGHT findet ihr auf der Website.

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