Start-up Lupe: Nachgefragt bei Pipedream Games

16.04.2013

logo_pipedreamIm September 2012 war es soweit: Philipp Hellmann und Felix Klakow haben den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt und ihre eigene Mobile-Spieleschmiede Pipedream Games Ltd. gegründet. Das erste Spiel von Pipedream Games „Memotion“ ist bereits als iPad-Version im Applestore verfügbar.

Wie sich Philipp und Felix für den Einstieg in die Branche fit gemacht haben, wie es zur Gründung von Pipedream Games gekommen ist, welche Stellen demnächst besetzt werden sollen und vieles mehr, erfahrt ihr hier …


Den Grundstein für den Einstieg in die Games-Branche und letztendlich zur Gründung von Pipedream Games haben Philipp und Felix am SAE Institute München gelegt. Philipp startete 2004 im Studiengang „Game Art & 3D Animation“ durch und schloss mit dem „Bachelor of Arts Honours Interactive Animation“ ab. Danach blieb er als Supervisor an der SAE und war nebenbei als Freelancer für verschiedene Spielefirmen tätig. Seit 2008 ist Philipp an der SAE in München Head Instructor (zu Deutsch: Fachbereichsleiter) für den Bereich „Games“ – die Position hält er auch heute noch. Pipedream Games-Kompane Felix entschied sich für die Spieleprogrammierung und belegte 2005 den ersten „Game Programming“-Kurs an der SAE in München. Bereits vor seinem Studium war er in der Softwareentwicklung aktiv und ist summa summarum seit elf Jahren in diesem Bereich unterwegs.

Vorgegeben durch ihre unterschiedliche Aubsildungsvita sind die Aufgabenbereiche bei Pipedream Games klar definiert:

Pipedream Games_Philipp Hellmann         Pipedream Games_Felix Klakow
   Philipp, Technical Artist                       Felix, Code Master

1. Wann und warum habt ihr den Entschluss gefasst, euch mit Pipedream Games selbstständig zu machen?

Philipp: Anfang 2012 haben wir diverse kleinere und ein etwas größeres Projekt gemeinsam umgesetzt. Das größere Projekt war mit einem Gesellschafteranteil einer GmbH verbunden. Das Ganze war Neuland für uns und wir haben viel gelernt und dabei festgestellt, dass wir zwei gut zusammenarbeiten können! Nach vielen Problemen und Erkenntnissen, kam es Ende 2012 dazu, dass wir aus der GmbH aussteigen mussten. Schnell war der Entschluss gefasst, etwas Eigenes aufzuziehen und unseren Traum einer eigenen Spieleschmiede umzusetzen! Wir werden eigene Visionen aber auch gerne externe, gute Konzepte umsetzen und Spiele entwickeln, die unseren Ansprüchen gerecht werden und viel Spaß machen!

2. Könnt ihr uns Pipedream Games kurz vorstellen?

Philipp: Pipedream Games ist bisher eine noch sehr kleine und unbekannte Firma. Das wollen wir natürlich schon bald ändern. Bei der Gründung waren wir noch zu zweit und haben nach nur sechs Monaten schon den ersten fähigen Mitstreiter gefunden. Tarek Samaan. Er ist langjähriger Profi im Art-Bereich und liebt wie wir die Spiele, die wir gemeinsam machen werden. Wir wissen was wir tun und haben Spaß dabei! Es geht uns wirklich darum, gute Spiele mit eigener Technik und Leidenschaft zu erschaffen. Unabhängigkeit gefällt uns! Wir glauben an unser Können und wissen, dass früher oder später auch andere das erkennen und unsere Spiele erfolgreich sein werden. Natürlich sind wir nicht abgeneigt externe Konzepte umzusetzen und als Dienstleister zu agieren. Zu Beginn ist unser Ziel klein anzufangen, eine solide Technik aufzubauen, mehr Erfahrung am harten App-Markt zu sammeln und mit kleinen Games zu punkten. Klein und fein! Später dann größer und trotzdem fein 🙂


3. Habt ihr bereits während des Studiums am SAE Institute gemeinsam an Projekten gearbeitet?

Philipp: Nicht direkt. Felix war ein Coding-Student und hat Projekte im Rahmen des Studiums gemacht. Ich war damals Supervisor am Qantm Institute (heute SAE Institute) und habe mich um die Artists gekümmert und Unterricht gehalten. Zur gamescom 2007 haben wir als Projektteam mit weiteren Leuten gemeinsam an einer Unterwasser-Techdemo mit eigener Engine gearbeitet. Das war damals schon sehr beeindruckend für nur drei Wochen Arbeitszeit. Nach dem Studium haben sich unsere Wege dann eine Zeit lang nicht gekreuzt.

Felix: Wir haben auch während meines „Freiberufler-Daseins“ einmal zusammengearbeitet. Damals gab es ein Projekt, bei dem ich die Unterstützung eines Grafikers gebraucht habe. Danach kamen mehrere kleine Arbeiten, wo wir öfters in Kontakt standen – und nun haben wir eine gemeinsame Firma.

4. Felix, für die Spieleentwicklung nutzt ihre eine eigene Technologie. Kannst du dazu ein paar Worte verlieren?

Wir haben im Jahr 2012 sehr lange mit Unity3D gearbeitet und auch im Jahr davor hatte ich damit zu tun. Daher war uns beiden bewusst, welche Nachteile es mit sich bringen würde, eine bestehende Engine zu verwenden. So ist man an die Möglichkeiten der jeweiligen Engine gebunden, sofern man nicht eine Source-Code Lizenz hat und diese sind meistens deutlich teurer und ein Umbau kostet zusätzliche Zeit. Benötigt man ein komplett neues Feature der Engine ist man auf den Hersteller angewiesen oder man muss auf die Version warten, welche dieses Feature unterstützt. Im schlechtesten Fall wird ein Feature nicht vom Hersteller eingebaut und man muss eine andere Lösung finden. Darum haben wir uns entschlossen, eine komplett eigene Engine zu entwickeln, welche auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten ist. Bei jedem unserer Spiele achten wir darauf, dass wir die Engine weiterentwickeln und sie um einige Features erweitern, sodass sie mit jedem Spiel besser wird. So wächst die Technik mit und wir können neue und komplexere Ideen immer schneller umsetzen. Zurzeit hat unsere Engine sehr viele 2D Features, ein eigenes sehr flexibles User Interface System mit Animationen, Atlastexture Support, Fonts, etc. Des Weiteren sind bereits erste grundlegende 3D Features und Physiks implementiert, womit schon die ersten internen Spieleprototypen eigener Spielideen umgesetzt wurden. Bei Memotion 1.0 haben wir anfangs viel Zeit für Dinge benötigt, die wir inzwischen in wenigen Stunden erledigen können. Und mit Sicherheit schneller als mit einer bestehenden Engine.

5. Woran arbeitet ihr aktuell bei Pipedream Games?

Philipp: Wir bauen primär unsere Technologie weiter aus. Parallel erarbeiten wir diverse Konzepte und haben zuletzt einen Förderantrag an den FFF Bayern [FilmFernsehFonds Bayern] zur Konzeptförderung einer eigenen, größeren Idee gestellt. Unser erstes Werk “Memotion” erhält derzeit ein neues Gesicht und eine bessere Usability in Form eines komplett überarbeiteten Menüs. Tarek wird uns hierbei als erfahrener Art Director eine sehr große Hilfe sein. Da ich persönlich schon immer mehr der Technical Artist war, und auch gerne bin, ergänzen wir uns sehr gut. Neben einer neuen iPad-Version, werden wir zeitnah eine iPhone und eine Free-Version mit In-App-Käufen veröffentlichen, um den Spielern zu zeigen, dass gute Spiele nichts kosten müssen.
Langfristig ist es unser Ziel, aufwendigere und noch tiefere Spiele zu entwickeln als Memotion. Uns ist klar, dass das Spielkonzept nichts Neues ist. Jedoch finden wir die Umsetzung und die Gamemechanik gut gelungen und es verdient gespielt zu werden 🙂 Memotion war und ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu größerem!

6. Ihr seid als Zwei-Mann-Team gestartet und demnächst steigt Tarek Samaan als Firmenmitinhaber und Art Director bei Pipedream Games ein. Plant ihr noch weitere Mitarbeiter einzustellen? Wenn ja, für welche Bereiche?

Philipp: Im Alltag sieht es so aus, dass wir durchaus viele Freunde und Helfer aus der Branche haben. Sound, Grafik, Code, Game Design, Marketing. Hier haben wir diverse Kontakte und Partner, die uns momentan sehr gut und vor allem kostenfrei unterstützen.
In (hoffentlich) naher Zukunft werden wir dem ein oder anderen vielversprechendem Game-Studenten der SAE ein Praktikum anbieten können und langfristig gesehen auch Festanstellungen. Hier wollen wir jedoch auf Qualität und nicht auf Quantität setzen. Wir sind alle der Meinung, dass eine kleine, feine schlagkräftige Truppe von guten Leuten mehr ausrichten kann als ein schwerfälliger Koloss mit mehreren Hundert Mitarbeitern wovon viele Anfänger bzw. Praktikanten sind. Aber wir können alle nicht in die Zukunft schauen, also arbeiten wir im hier und jetzt und sehen was sich entwickelt!

Felix: Im Coding-Bereich suchen wir erfahrene C# Coder. Voraussetzung wäre natürlich, dass die Person Erfahrung in der Entwicklung von Anwendungen mit C# oder auch anderen Sprachen hat. Wenn dann noch Erfahrung in der Spieleentwicklung vorliegt, ist das super, aber kein muss. Uns ist wichtig, dass neue Mitarbeiter auch in der Umgebung von München wohnen oder zu mindestens öfter vor Ort sind, damit man gemeinsam etwas unternehmen und auch mal im Biergarten über Ideen nachdenken und zusammen Spaß haben kann.

7. Habt ihr eine Erklärung für die unterschiedliche Geschlechterverteilung in der Games-Branche? Würde das Geschlecht für euch im Rahmen der Mitarbeiterfindung eine Rolle spielen?

Philipp: Aus Sicht des Head Instructors am SAE Institute könnte ich versuchen so zu argumentieren, dass vielleicht viele Mädels denken, der Game Bereich bestehe nur aus Technik, Mathe und Programmierung. Aber keine Ahnung! Viele wissen schlichtweg vielleicht auch nicht um die bestehenden Studien- und Berufsmöglichkeiten [Anmerk. der Red.: Ausbildungsinstitutionen für den Bereich „Games“ findet ihr hier]. Wobei ich sagen muss, dass die Mädels, die ich kenne meist sehr gute Artists und auch Coder abgeben! Von daher wäre mir das Geschlecht total egal. Mir kommt es auf die Skills, den Umgang, den Charakter und die Motivation an! Erfahrung ist natürlich immer gern gesehen und ehrlich gesagt auch wichtig. Schlaftabletten können zu Hause bleiben.

8. Welche Tipps könnt ihr jenen geben, die sich ebenfalls mit einer Spielefirma selbstständig machen möchten?

Felix: Das Wichtigste ist, dass man selbstständig an Projekten arbeiten kann und konzentriert auf ein Ziel hinarbeitet. Hierzu empfehle ich die ersten Spiele neben einem bereits bestehenden Job zu entwickeln, um das Risiko zu minimieren und auch als Test, ob man sich genügend Motivieren kann um in Zukunft selbstständig zu arbeiten.

Philipp: Macht euch vorher über mögliche Rechtsformen schlau und versucht Leute zu finden, die euch beraten ohne gleich hunderte von Euro an Gebühr zu verlangen. Wenn man denkt, man weiß Bescheid, nochmal schauen! Dann handeln. Man merkt recht schnell, dass es viele Schlitzohren und Abzocker gibt. Das fängt beim Notar an endet beim Bankberater, der einen missversteht und daher vorerst eine Kontoeröffnung verweigert. Irgendwelche Hürden gibt es immer – man darf einfach nicht aufgeben.
Man braucht ein klares Ziel und einen starken inneren Antrieb, um den bevorstehenden Stress und die langen Arbeitszeiten zu bewältigen. Ein Ausgleich wie z.B. Sport oder eine Freund/in mit der/dem man auch mal was anderes als Arbeiten kann, ist sehr zu empfehlen!

9. Philipp, neben Pipedream Games arbeitest du als Head Instructor für den Fachbereich „Games“ am SAE Institute in München. Welchen Tipp gibst du deinen Studenten für den Berufseinstieg in die Games-Branche?

Man kann es drehen und wenden wie man will: Nehmt euer Leben in die Hand und macht das worin ihr gut sein wollt! Arbeitet hart und regelmäßig. Nur ihr selbst habt es in der Hand. Ausreden bringen nichts und von nichts kommt nichts! Am Ende ist es immer das gleiche: Wer nicht selbst daran arbeitet, das zu erreichen was er möchte, dem ist nicht zu helfen.

Neben dieser Selbsterkenntnis sind Kontakte und persönliches Engagement extrem hilfreich! Foren, Messen, Blogs, Industriemeetings, Partys, etc. Alles wo man sein Zeug zeigen kann und Feedback bekommt hilft weiter!

10. Wo seht ihr euch mit Pipedream Games in einem Jahr?

Philipp: Wir sehen uns mit drei bis fünf Spielen auf dem Mobile-Markt. Wir haben eine Userbase, die mehr als unsere Freunde zählt und unsere Engine ist so weit, dass wir sehr flexibel und schnell Spiele produzieren können.

Felix: Ich hoffe, ich kann endlich den Sprit für meinen Ferrari zahlen und die Miete für meine Villa in Grünwald, nein kleiner Scherz. Ich wäre damit zufrieden, wenn wir ohne zusätzliche Jobs für unsere Firma arbeiten können.

Danke für das Interview an die Jungs von Pipedream Games!

Links:
www.pipedream-games.com
Memotion auf Facebook
Memotion (iTunes)
SAE Institute (Fachbereich „Games“)
FilmFernsehFonds Bayern

 

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Auf unserem Games-Career Blog widmen wir uns den Themen Games-Branche, Karriere und natürlich Games. Dabei setzen wir nicht nur auf eigene Artikel. Genauso interessieren wir uns für deine Ansichten, Meinungen und Erfahrungen zu eben diesen Themen. Mit dem Blog möchten wir dir die Möglichkeit geben, deine Ansichten und Ideen mit der Games-Career Community zu teilen. Betrieben wird der Blog von Quinke Networks.

3 Gedanken zu “Start-up Lupe: Nachgefragt bei Pipedream Games

    • Vielen Dank! 🙂
      Wir arbeiten bereits an unserem zweiten Spiel. Die Story und das Game Design stehen bereits. Kannst uns gern auf Facebook folgen um auf dem laufenden zu bleiben.

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