Faszination Retro: Interview mit Markus Tillmann über das 30. Amiga-Jubiläum

29.10.2015
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Happy birthday, Amiga 1000!

Am 10. Oktober 2015 wurde das westfälische Neuss für einen Tag das Mekka der Retrogames-Szene. Pilger aus ganz Deutschland machten sich auf, um den 30. Geburtstag des Commodore Amiga 1000 zu feiern. Was sie erwartete war ein ganztägiges Programm, das halb Messe, halb Party war und mit prominenten Ausstellern bzw. Gästen aufwarten konnte. Wir hatten die Gelegenheit, mit Markus Tillmann, dem Hauptorganisator des Events, ein Resumé zu ziehen.

Wer erinnert sich nicht gerne an seine ersten Berührungen mit dem Medium Videospiel? Viele von uns entdeckten die Liebe zum Spiel bereits in jungen Jahren und haben sie sich ein Leben lang bewahrt. Daher ist es kaum verwunderlich, dass der runde Geburtstag eines Computers eine ganze Fanszene in Bewegung setzen würde. Im Gespräch mit Markus Tillmann haben wir versucht, diesem Enthusiasmus auf den Grund zu gehen.

Games-Career: Wie war die Jubiläumsfeier? Bist du insgesamt zufrieden?

Markus Tillmann: Es war ein einmaliges Erlebnis. Unser Vorhaben, eine Mischung aus Messe, User-Treffen und Geburtstagsfeier mit ehemaligen Commodore-Größen auf die Beine zu stellen, ist aufgegangen. Mit knapp 500 Gästen war dies eine der größten Amiga Veranstaltungen seit vielen Jahren. Vor allem die Stimmung war sehr positiv, dazu trugen auch die vielen ehemaligen Amiga-Größen wie RJ Mical und Dave Haynie bei, die fleißig Autogramme und Auskunft gaben. Planungsmäßig ist zwar nicht alles aufgegangen, aber durch das positive Feedback, das wir erhalten haben, kann man die Veranstaltung als gelungen bezeichnen. Dementsprechend bin ich auch sehr zufrieden.

GC: Woher stammt ursprünglich die Idee/Motivation für das Event?

Markus Tillmann

Passion trifft Projektarbeit – Markus schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe

MT: Die Idee stammt aus dem a1k-Forum, einem der größten und aktiven Amiga Foren in Deutschland. Dort wurde im Sommer letzten Jahres die Idee in die Runde geworfen, eine Veranstaltung zum 30. Geburtstag des Commodore Amiga in Deutschland zu organisieren. Die Amerikaner hatten bereits eine Veranstaltung angekündigt und die immer noch sehr aktive deutsche Community wollte da natürlich nachziehen.

Da ich mich gerade in einer Weiterbildung zum Betriebswirt befinde und dort im vergangenen Semester meine Projektarbeit durchführen musste, haben wir uns die Organisation dieser Veranstaltung als Thema ausgesucht. Die anderen 5 aus meiner Gruppe hatten zwar keinen Bezug zum Amiga, aber fanden das Thema um Weiten besser, als eines der klassischen betriebswirtschaftlichen Themen.

Meine spezielle Motivation kommt dann zusätzlich noch durch die tollen Erfahrungen, die ich während der großen Amiga Messen in Köln Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre sammeln konnte. Selber einmal eine solche – wenn natürlich auch deutlich kleinere – Veranstaltung zu organisieren, war schon immer ein Wunsch von mir – von dem ich nie gedacht habe, dass er einmal Realität wird.

GC: Wie sieht die Amiga-Fanszene in Deutschland aus und woher stammt deiner Meinung nach die anhaltende Faszination für Retrogames?

MT: Aktiv und lebendig, immer noch kreativ und entwicklungsfreudig, aber teilweise auch noch den verpassten Chancen hinterhertrauernd und daher manchmal etwas verbittert, wenn es nicht so voran geht, wie gewünscht…

Die Amiga-Fanszene hat sich mittlerweile in mehrere Gruppen aufgeteilt: Die klassischen Retro-User, die immer noch ihre Classic Hardware hegen und pflegen, die OS4 Anhänger, die teilweise mehrere 1000 Euro investieren um aktuelle Amiga Hardware, wie den AmigaONE X1000, zu nutzen, die MorphOS Anhänger, die ein technisch sehr fortschrittliches, Amigaoides Betriebssystem nutzen und dies auch auf Macs tun können, die AROS Fans, die eine OpenSource Entwicklung des Amiga Betriebssystems als sinnvollste Weiterentwicklung betrachten und die Emulationsfans, die das Amiga Betriebssystem neben Windows auf ihren Standard PCs nutzen.

Die Retro Szene ist ja schon seit einiger Zeit sehr im Fokus. Ich denke, dass vor allem die Erinnerungen an die Anfänge der Spiele-Industrie und die eigene Jugend hier eine große Rolle spielen. Das gleiche gilt ja auch für damalige TV-Serien.

Dazu ist es immer noch reizvoll, die sehr eingeschränkten Kapazitäten der damaligen Geräte auszureizen und einfach zu schauen, was darauf machbar ist – hier wird ein guter Programmierer gefordert, den einen oder anderen Kniff einzusetzen.

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Der gute, alte Brotkasten – da werden Erinnerungen wach

GC: Was denkst du über den aktuellen Status Quo der Games-Branche? Was ist seit den Tagen des C64 besser/schlechter geworden? Was kann sich die Moderne von den alten Retrozeiten abgucken?

MT: Ich muss gestehen, dass ich die aktuellen Spieleentwicklungen nur gelegentlich verfolge. Heutzutage bleibt bei mir nicht mehr viel Zeit, um des Öfteren zu zocken. Klar, auch bei mir steht eine PS4 im Wohnzimmer und ab und zu wird sie auch mal angeschmissen, aber die Zocker-Zeiten liegen doch schon eine Weile hinter mir. Ich habe das Gefühl, dass heutzutage das äußere, die Aufmachung oftmals mehr im Fokus steht, als das eigentliche Gameplay. Aber ob dies auch immer mehr Spaß bedeutet? Dazu kommen dann oftmals unfertige Versionen, zu denen man direkt nach der Veröffentlichung erst einmal zig Updates installieren muss, damit man das Spiel überhaupt erst einmal problemlos spielen kann. Ich denke, das war früher deutlich anders.

Auf der anderen Seite habe ich auch Respekt vor dem, was die Spielestudios heute auf die Beine stellen. Das ist schon großes Kino.

Das was ich aber oftmals vermisse, sind schicke Spieleverpackungen mit einigen Goodies – hier geht der Trend ja immer mehr zu Download-Versionen oder man muss teure Collector Editions kaufen. Da fehlt mir etwas – aber das ist nur meine persönliche Ansicht.

GC: Bonusfrage! Gibt es einen konkreten Moment oder eine kleine Anekdote, die dich zum lebenslangen Amiga-Fan gemacht hat?

MT: Einen konkreten Moment gibt es nicht, es war einfach von Beginn an eine hohe Bindung zum Amiga vorhanden – dies ging schon los, als meine beiden älteren Brüder einen Amiga besaßen.

Die Amiga Computer haben mich danach einfach in vielen Situationen begleitet und mir jede Menge tolle Momente beschert.

 

Wir bedanken uns bei Markus fürs Gespräch. Vielleicht wird aus dem Amigajubiläum ja in Zukunft ein regelmäßiger Termin – die Retroszene würde es sicherlich freuen!

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