Liebe Leser, heute freuen wir uns, euch endlich mal wieder ein Interview mit einem Profi direkt aus der Branche vorstellen zu dürfen. Wir haben uns mit Felix Wittkopf zusammengesetzt, einem der vier Geschäftsführer der School 4 Games. Die School 4 Games sitzt in Berlin und ist eine hochspezialisierte Ausbildungseinrichtung, die für Berufe innerhalb der Spielebranche vorbereitet. Aber das ist natürlich längst nicht alles…
Zu Felix: Felix ist inzwischen seit knapp 14 Jahren in der Spielebranche aktiv und konnte als Quereinsteiger Fuß fassen. Mit seiner klassischen kaufmännischen Ausbildung hätte er sich nie erträumt, einmal sein Gaming-Hobby zum Beruf zu machen. Dennoch baute er die Games Academy mit auf, Deutschlands erste Bildungseinrichtung für Spieleentwickler. 2011 gründete er dann mit seinem Team die School 4 Games und ist hier vor allem für PR und Marketing verantwortlich.
Was Felix sonst so macht und was die School 4 Games im Detail anbietet, verrät er euch jetzt. Viel Spaß beim Lesen!
GC: Moin Felix. Erzähl, was ist die School 4 Games?
FW: Moin moin! Wir sind ein privates Bildungsunternehmen mit klarem Fokus auf die Online- und Mobile-Games-Industrie. Wir sehen uns als umfassende Bildungseinrichtung, die nicht nur aus-, sondern auch weiterbildet. Neben dem Ausbildungsangebot für Einsteiger gehören auch Workshops sowie Mitarbeiterschulungen zu unserem Portfolio – ganz nach unserem Motto: „Bildung, ein Leben lang!“.
GC: Wie kam die Idee zur School 4 Games?
FW: Wir sind vier Gründer und haben alle vorab schon in der Games-Industrie Erfahrung mit der Gestaltung von Bildungsprogrammen sammeln können. Was nach unserer Meinung fehlte, war die Fortführung der Wissensvermittlung nach einer Ausbildung. Junge Kreative kommen in einen Job und teilweise schnell in verantwortungsvolle Positionen, ohne wirklich viel Berufserfahrung sammeln zu können. Da wollten wir ansetzen, indem wir weiterführende Bildungsmodelle in Form von speziellen Workshops und Mitarbeiterschulungen anbieten.
GC: Welche Lücke schließt die School 4 Games?
FW: Unser Ansatz, passende Bildungsangebote sowohl für Einsteiger aber auch für erfahrene, bereits in der Industrie arbeitende Kreative anzubieten, unterscheidet uns klar von den anderen Anbietern die sich meist als Ausbilder oder eben Weiterbilder positionieren. Unser Motto lautet nicht ohne Grund „Bildung, ein Leben lang!“, da gerade bei einer so schnelllebigen und sich permanent weiterentwickelnden Branche wie unserer das tägliche Hinzulernen unabdingbar ist. Unser Idealbild wäre daher, dass ein junger Kreativer bei uns eine Ausbildung absolviert, den direkten Einstieg in die Branche schafft und sich persönlich zu speziellen Themen regelmäßig bei uns weiterbildet. Oder aber idealerweise bei einer Firma arbeitet, die für Mitarbeiter regelmäßig Schulungen über uns durchführt. 🙂
GC: Welche Studiengänge bietet ihr an?
FW: Wir besitzen den Status einer Berufsfachschule und somit sprechen wir bei uns von schulischen Ausbildungen, die jeweils zwei Jahre Vollzeit in unseren Schulungsräumen laufen. Man kann sich für eine der Fachrichtungen Game Development, Game Graphics und Game Engineering entscheiden.
GC: Wer sind eure Studierenden?
FW: Unsere Teilnehmer sind im Durchschnitt 21 Jahre alt, wobei die Spanne von 17 bis 30 Jahren recht groß ist. Die meisten haben Abitur oder sogar schon eine Ausbildung bzw. ein Studium absolviert. Sie kommen aus allen Teilen Deutschlands, die wenigstens sind direkt aus Berlin. Gut ein Viertel unserer Teilnehmer ist weiblich, was uns besonders freut. Wie man sieht, handelt es sich um eine bunte Mischung, was auch dem Schnitt der Industrie entspricht.
GC: Welche Voraussetzungen muss ich mitbringen, um an der School 4 Games eine Aus- oder Weiterbildung zu starten?
FW: Aufgrund unseres Status als Berufsfachschule gibt es die formelle Vorgabe von mindestens 10 absolvierten Schuljahren. Worauf wir aber als School 4 Games vor allem achten, ist vorhandenes Talent und gewisse Vorkenntnisse, entsprechend der gewählten Fachrichtung. Dies fragen wir in Form von Arbeitsproben ab und entscheiden so über die fachliche Eignung des Bewerbers. Was das im Detail heißt erklären wir in unserer Broschüre bzw. Webseite.
GC: Gibt es bereits Absolventen oder Projekte, die Erfolgsstories erzählen können?
FW: Wir werden im September dieses Jahres unsere ersten Absolventen auf die Branche loslassen. Daher können wir noch keine Erfolgsgeschichten „von damals“ erzählen. Wir haben natürlich aktuell sehr vielversprechende Studentenprojekte in der Pipeline, die sich schon jetzt sehen lassen können. Da gibt es für Euch alle zu gegebener Zeit definitiv mehr zu sehen. 🙂
GC: Wie sehr spielt der Standort Berlin in die Qualität eurer Ausbildung?
FW: Berlin ist ein idealer Platz für eine junge Bildungseinrichtung wie uns, denn neben Hamburg ist es aktuell der wichtigste Entwicklerstandort und die Start-up-Hochburg in Deutschland. Davon profitieren unsere Teilnehmer schon während der Ausbildung, da wir direkt Zugriff auf viele sehr gute Dozenten haben. Bei uns gehen Vertreter der Firmen täglich ein uns aus, sodass die Bewerbungsphase für unsere Teilnehmer eigentlich vom ersten Schultag an läuft. Was kann es für eine bessere Ausgangslage geben?
GC: Wie eng seid ihr mit der Branche vernetzt?
FW: Wie oben schon geschildert, sind fast alle unserer Dozenten hauptberuflich in der Industrie tätig. Unsere Räume werden regelmäßig für Branchenevents genutzt und durch unsere Workshops und Mitarbeiterschulungen haben wir ebenfalls eine sehr starke Bindung zur Industrie. Aufgrund unserer jahrelangen Branchenzugehörigkeit kennen wir alle wichtigen Ansprechpartner und davon profitieren nicht nur wir, sondern vor allem diejenigen, die unser Bildungsangebot nutzen.
GC: Ihr engagiert euch auch im B2B-Bereich. Wie genau sieht das aus?
FW: Die oben bereits angesprochenen Mitarbeiterschulungen sind ein wichtiger Bestandteil unseres Portfolios. Ob Soft-Skills-Schulungen wie z.B. Kommunikationstraining und Team- & Konfliktmanagement oder Trainings im Hard-Skills-Bereich, wo fachliche Kenntnisse und Fähigkeiten zu Themen wie z.B. SCRUM, der Unity Engine oder Concept Art geschult werden. Hier können wir (fast) alle Bedürfnisse der Firmen bedienen. Und wir freuen uns sehr, dass immer mehr Studios erkannt haben, dass Mitarbeiterentwicklung die Fachkräfte ans Unternehmen bindet und so die ganze Firma voranbringen. Bei dem Prozess helfen wir gern!
GC: Wie ist euer Ausblick für 2014 und darüber hinaus?
FW: Auf Ausbildungsseite werden wir weiter wachsen. Aktuell haben wir zwei Jahrgänge bei uns, was sich nicht ändern wird. Aber die zum Wintersemester beginnende Teilnehmerzahl wird sicher größer sein als die unserer ersten Absolventen, die uns Ende September verlassen. Das ist eine erfreuliche, aber auch normale Entwicklung, da wir als junges Unternehmen ja noch in der Phase des „Bekanntwerdens“ stecken. Dies gilt hoffentlich auch für unsere Workshops mit steigenden Teilnehmerzahlen sowie auch für den B2B-Bereich, wo wir natürlich unsere Bestandskunden weiter erfolgreich schulen, aber auch neue Kunden hinzugewinnen wollen.
GC: Wohin bewegt sich der Industriezweig Gaming deiner Meinung nach?
FW: Es bleibt spannend und wird wieder vielfältiger. Eine neue Konsolengeneration und ein starker Mobile- sowie Online-Games-Markt bestimmen den Markt. Und auf allen Plattformen und Kanälen können sich wieder junge, kreative Indie-Entwickler austoben, da sich in den letzten Jahren neue Finanzierungs- und Vertriebskanäle aufgetan haben. Das ist sehr gut und fördert die Kreativität und den Mut, egal ob es sich um ein Zweimannteam oder einen großen Entwickler handelt. So soll es sein und vor allem bleiben, denn so wächst unsere Branche weiter und verliert nicht ihren Spirit!
GC: Welche Zusatzqualifikationen brauchen Bewerber heute, um den Einstieg in die Spieleindustrie zu meistern?
FW: Der reine Quereinstieg nur mit Talent ist kaum noch möglich. Es bedarf einer spezialisierten Ausbildung. Unsere Branche hat in vielen Bereichen eigene Prozesse und Anforderungen entwickelt, die so auch nur hier funktionieren. Daher ist es meiner Meinung nach wichtig, sich zu klar festzulegen und sein Talent auszubauen und zu spezialisieren, dass man seine Nische in der Industrie findet.
GC: Zum Abschluss: Was zockst du im Moment?
FW: Ich bin ein richtiger „Konsolero“ und spiele auf allen Systemen. Ich habe gerade Rayman Legends abgeschlossen und als Kontrastprogramm endlich mal mit The Witcher 2 begonnen. Nebenher steckt XCOM in den letzten Zügen und alle Arten von Sportspielen rotieren regelmäßig im Laufwerk. Gerne aber auch immer wieder mal ein toller Indie Titel oder was auf dem iPad. Also querbeet, Hauptsache Abwechslung.
Wir danken Felix für das tolle und informative Gespräch und wünschen ihm und der School 4 Games weiterhin viel Erfolg und alles Gute. Auf school4games.net findet ihr alles Wissenswerte zur Berliner Ausbildungseinrichtung.
Natürlich findet ihr die School 4 Games auch in unserer Hochschul-Übersicht auf games-career.com – genau wie die aktuellsten Jobangebote direkt aus der Branche!
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