Die besten Spiele konfrontieren uns mit Welten und Umgebungen, in die wir tief eintauchen und uns in ihnen verlieren können. Doch damit das überhaupt passieren kann, müssen solche Welten erst erschaffen werden.
Tobias Michels hat sich im Rahmen seiner Master Thesis gefragt, ob ein gelernter Architekt dieser Aufgabe besser gewachsen sei, als jemand, der diesen Hintergrund nicht besitzt. In diesem Gastartikel verrät er, was ihn auf dieses Thema gebracht hat, und mit welchen Erkenntnissen er seine Arbeit fertigstellen konnte.
Natürlich gratulieren wir ganz herzlich zum erfolgreichen Abschluss!
Architekten im Game Development – Alternative Möglichkeiten in der Spieleentwicklung – lautet der Titel meiner Master Thesis. Als Studierender des Master-Studiengangs Architektur Mediamanagement beschäftigt man sich mit den Themenfeldern Kommunikation, Vermittlung, Darstellung und Marketing innerhalb der Architektur. Im März 2014 war es dann soweit: In einer Vorpräsentation sollte den Dozenten das Thema vorgestellt werden, das man sich für die Bearbeitung innerhalb der 3 Monate Thesis Zeit ausgesucht hat.
Von der Architektur, also dem Design von baulichen Strukturen, zum Game Design, bzw. der Entwicklung von Spielen oder Elemente dessen, ist es aus der Sicht eines Anwärters der Architektur nur ein kleiner Schritt. Und dann kommt auch der Haken, wenn in dieser Person neben der Begeisterung für die gebaute Umwelt auch eine Leidenschaft für virtuelle Umwelt brennt.
Entstehung des Themas
Konkret haben mich zwei Aspekte zu meinem Thema geführt. Zum einem mein Bruder und sein Mitbewohner. Beide sind ebenfalls leidenschaftliche Gamer. Mein Bruder studiert Game Design an der Mediadesign Hochschule in Düsseldorf. Sein Mitbewohner studiert an der Ruhr Universität Bochum Physik und ist weiterhin ein fähiger Programmierer. Als die Beiden an einer Idee für ein Spiel arbeiteten war ich mal wieder zu Besuch und habe gesehen, wie das Duo in Unity eine einfache Struktur für einen Level aufgezogen hat, innerhalb der die Spielfigur sich bewegen sollte. Während ich Patricks Arbeit verfolgte, kam mir die Einsicht, dass sich mit Programmen wie Unity ganze Spiele produzieren lassen. Die dreidimensionalen Inhalte werden mit Unity oder einer anderen Modellierungs-Software modelliert und dann in die Game-Engine importiert. Die Herstellung von dreidimensionalen Architekturen für die Visualisierung greift auf die gleichen Programme zurück.
Zum anderen habe ich mich für dieses Thema entschieden, weil ich eine Master Thesis von 2006 gelesen habe, mit dem Thema – Architektur und Stadtraum in Computer- und Konsolenspielen – die sich in der Essenz mit dem Element der Architektur in digitalen Spielen auseinander gesetzt hat. Die Verfasserin hat herausgefunden, dass Architektur einen wesentlichen Anteil und Einfluss auf digitale Spiele hat und sich die Entwickler von digitalen Spielen mit den theoretischen Grundlagen der Architektur beschäftigen sollten, um eine qualitativere Spielerlebnis zu schaffen.
Architekten und Game Designer
In meiner Arbeit habe ich mich mit der These auseinander gesetzt, ob Architekten sich auch für den Entwurf und die Umsetzung von Architektur in digitalen Spielen eignen. Das Indiz für meine These war die Tatsache, dass Architekten für die Visualisierung von ihren Entwürfen dreidimensionale Gebäudemodelle benötigen, die klassischer weise in Programmen wie Cinema 4D oder 3DS Max importiert oder damit modelliert werden. Diese Modelle lassen sich als Element in Spiele-Engines verwenden. In der Untersuchung dieser These war ich sehr über die Tatsache überrascht, dass sich zum einen Gamedesigner wie Jesse Schell und zum anderen sogar Architekten, wie Christopher W. Totten, die ins Game Design gewechselt sind, sich intensiv mit der Anwendung und Verbindung von Architekturtheorie beschäftigten um ein qualitativeres Spielerlebnis zu erschaffen.
Game-Genre und Architektur
Sehr interessant war auch die Relation von Game-Genre zu Architekturinhalt und Hintergrund. Jedes digitale Spiel in dem eine gesellschaftliche, oder soziale Thematik behandelt wird, ist in eine menschenähnliche Struktur eingebettet, die sich wiederum durch eine eigene Architektur definieren kann.
Bereiche in der Spieleentwicklung für den Architekten
Nach einer Analyse der verschiedenen Jobs innerhalb der Spieleentwicklung habe ich festgestellt, dass die beiden Bereiche Leveldesign und Background Artist für einen Architekten aufgrund der ausgeübten Tätigkeit interessant sein können. Ein Architekt bringt für diese Positionen eine breite Palette an Grundfertigkeiten mit. Bevor dieser in die Gamedesign-Branche starten kann, muss er sich in jedem Fall mit diesem Wirtschaftszweig beschäftigt haben. Er sollte die Prozesse und Aufgaben innerhalb eines Entwicklerstudios kennen und sich mit entsprechender Literatur beschäftigt haben, um sich neben Mitbewerbern aus dem Game Design behaupten zu können, auch wenn ein großer Fachkräfte Mangel herrscht.
Fazit
Daher mein Fazit: Architekten eignen sich als Level Designer und Background Artists, das Architekturstudium ermöglicht ihnen eine breite Palette an Fähigkeiten. Die Affinität für diese Branche ermöglicht einem Architekten einen einfacheren Einstieg. Architekten können durch ihr Hintergrundwissen qualitative Architektur entwerfen, um die Immersion der digitalen Spiele zu optimieren.