Mit den Baltic Dev Days am 12. und 13. September 2019 in Kiel bekommt Norddeutschland erstmals eine Konferenz für Spiele-Entwickler. Erwartet werden über 500 Teilnehmer aus der Games- und Digitalwirtschaft. Initiator und Mitveranstalter des Events, Boris Zander, CEO der seal Media GmbH in Kiel, spricht mit uns über Ziele, Visionen, Chancen für Nachwuchstalente – die ihm besonders am Herzen liegen – und mehr.
Mit den Baltic Dev Days bekommt Deutschlands Norden eine eigene Entwicklerkonferenz. Du bist Initiator und Mitveranstalter. Was war für euch der Auslöser, ein neues Branchen-Event ins Leben zu rufen?
Seit 2017 gibt es in Schleswig-Holstein ein wachsendes Interesse, digitale Themen anzugehen. Dieses Interesse ging und geht durch alle Schichten hinweg und führte neben neuen Veranstaltungen zur Städtepartnerschaft zwischen Kiel und San Francisco. Und damit einhergehend, auch zu einer stärkeren Auseinandersetzung mit digitalen Themen und der im Silicon Valley gelebten Start Up Mentalität.
Als ich dann 2018 die Rolle als Ansprechpartner für den game Verband in Schleswig-Holstein annahm, wollten wir selbstredend den Bereich Games bedienen und den Standort Schleswig-Holstein fördern. Eine Konferenz erschien uns hierbei das beste Instrument zu sein. Es sollte aber nicht nur ein kleines, regionales Veranstaltungsformat sein, sondern eine Konferenz, deren Strahlkraft Nordeuropa abdeckt. Nach Gesprächen mit den Organisatoren der Digitalen Woche Kiel, der Stadt Kiel und dem Land Schleswig-Holstein, fiel die Entscheidung zur Umsetzung und wir gingen im November letzten Jahres in die Planung der Baltic Dev Days.
Welche Zielgruppe sprechen die Baltic Dev Days an, und welche Inhalte stehen im Fokus?
Inhaltlich sind wir über zwei Tage mit Workshops, Vorträgen und Panels aufgestellt, die die Themenbereiche Business, Development Industry und Advocacy abdecken. Diese übergeordneten Themen zweigen sich dann in weitere Fachbereiche wie Unternehmensgründung, digitale Vertriebswege oder Game Design auf.
Studenten und junge Entwickler sind unsere Hauptzielgruppe. Unsere Industrie ist stark interdisziplinär geprägt. Es gibt nicht nur den Stereotypen Game Designer oder Spieleprogrammierer. In den Unternehmen unserer Branche sind Übersetzer, Ökonomen, Marketingfachkräfte und viele weitere Spezialisten beheimatet. Mit unserem Format möchten wir dabei helfen, diese beruflichen Chancen sichtbar zu machen.
Junge Entwickler hingegen möchten wir durch hochwertigen Wissenstransfer und durch die Vernetzung mit europäischen Entwicklern und Publishern dabei unterstützen, Projekte erfolgreich abzuschließen und auf den Markt zu bringen.
Allerdings wagen wir auch einen Brückenschlag in Richtung Politik, Finanz-, und Bildungswesen. Für jeden Bereich haben wir mindestens einen idealen Partner. Wirtschaftliche Akteure können sich beispielsweise mit Are Mack Growen von London Venture Partners oder Christopher Bergstresser von MTG unterhalten und erfahren, wie Milliarden US-Dollar schwere VCs und Investoren Spieleunternehmen evaluieren. Vom SAE Institut begrüßen wir Christoph Graf. Er gibt einen Einblick in das Kurrikulum des SAE Instituts und ist somit ein idealer Ansprechpartner für Studenten, Dozenten und Lehrkräfte.
Verfolgt ihr mit den Baltic Dev Days ein bestimmtes Ziel? Habt ihr eine Vision?
In erster Linie möchten wir Strukturarbeit leisten und einen gesellschaftlichen Wandel herbeiführen. Vielen Entscheidern ist noch nicht bewusst, dass die Spieleindustrie ein signifikanter Wirtschaftsfaktor ist und Innovationen schafft. Unsere Technologien finden in der Automobilbranche und Filmindustrie Anwendung und die Umsätze allein in Deutschland sind mit über 4 Milliarden Euro nur knapp hinter dem, was die beliebteste Sportart der Deutschen – der Fußball – jährlich erwirtschaftet.
Wir möchten die Baltic Dev Days in den kommenden fünf Jahren zu einer etablierten Veranstaltung entwickeln. Dafür stellen wir gerne Personal ab und nutzen unsere internationalen Kontakte. Dies gelingt uns jedoch nur dann, wenn Land und Stadt sich stärker engagieren.
Inwiefern unterscheiden sich die Baltic Dev Days von anderen Entwicklerkonferenzen?
Nun. Zum einen ist die Baltic Dev Days eine Entwicklerkonferenz von Indies für Indies. Das mag sich abgedroschen anhören, aber unser Unternehmen SEAL.GAMES ist ein unabhängiges Spieleentwicklerstudio. Wir kennen die Herausforderungen, denen sich Indies stellen müssen. Einer der kritischsten Aspekte ist ein eingeschränktes Budget für Konferenzbesuche. Genau aus diesem Grund ist die Baltic Dev Days eine non-profit Veranstaltung. Wir subventionieren die Ticketpreise aus eigenen Mitteln, damit wir eine hochkarätige Konferenz zu einem unschlagbar günstigen Preis realisieren können. Studenten und Lehrkräfte zahlen lediglich 25 EUR.
Auch ist die geplante Vernetzung von Akteuren aus der Branche mit jenen aus Politik, Finanz- und Bildungswesen einmalig.
Eines eurer wesentlichen Anliegen ist die Nachwuchs- und Talentförderung. Welche Chancen bieten sich Newcomern, Talenten und Jobsuchenden auf den Baltic Dev Days?
Für Newcomer bieten wir eine Indie Booth, in der sie ihre Titel einem breiten Publikum präsentieren können und von der Anwesenheit europäischer Branchenvertreter stark profitieren können. Ein Sebastian Zechel von Astragon kann beispielsweise digitale Vertriebswege erklären wohingegen Teut Weidemann das Game Design auf Herz und Nieren prüfen kann. Die gebotene Vielfalt bei einer überschaubaren Veranstaltungsgröße macht es einfach, mit diesen Größen in Kontakt zu treten.
Welche Programm-Highlights sollte man auf den Baltic Dev Days auf keinen Fall verpassen?
Es fällt mir ehrlich gesagt sehr schwer hier eine Entscheidung zu treffen.
Anmerkung der Redaktion: Wer das selbst entscheiden möchte, findet das vollständige Programm der Baltic Dev Days hier.
Was sollten wir sonst noch über die Baltic Dev Days wissen?
Bereits jetzt vernetzen wir über 20 europäische Konferenzen, Spiele- und Medienverbände und arbeiten mit der Baltic Game Industry zusammen, die ihre Jahresversammlung bei uns in Kiel abhalten wird. Und natürlich gibt es am ersten Tag auch eine Party.
Wir sind gespannt und freuen uns sehr, endlich eine hochkarätige Entwickler-Konferenz ohne lange Anreise besuchen zu können. Viel Erfolg! Danke für eure Initiative – und natürlich für das Gespräch, lieber Boris!
- Wann: 12. und 13. September 2019, 8:30 Uhr bis 18.30 Uhr
- Wo: ATLANTIC Hotel Kiel Raiffeisenstraße 2
24103 Kiel - Tickets: Ab 25 Euro. Zum Ticket-Shop geht’s hier.