In unserer Blogreihe „Köpfe der Spielebranche“ stellen wir euch regelmäßig bekannte Persönlichkeiten der deutschen Games-Szene vor. Mit über 20 Jahren Erfahrung in der Spieleindustrie, darf da die deutsche Computerspielejournalistin Petra Fröhlich natürlich nicht fehlen. Bereits im Teenager-Alter schrieb Petra Artikel für Computerzeitschriften und machte ihre Leidenschaft schließlich bei Computecs Spielemagazin-Flaggschiff PC Games zum Beruf. Als Chefredakteurin arbeitete an mehreren Hunderten Ausgaben und Sonderheften und verfolgte die Entwicklungen innerhalb der Spieleindustrie als Journalistin hautnah mit. Nach über zwei Jahrzehnten entschloss sich Petra im September 2015 schließlich Computec zu verlassen und mit GamesWirtschaft ihr eigenes Nachrichtenmagazin zu starten. Wie es dazu kam, wie ihr Alltag als Spielejournalistin aussieht und warum genau dieser Job ihr Traumberuf ist, erfahrt ihr im Interview.
Games-Career: Karriere in der Games-Branche: Zufall, oder war es schon immer dein Ziel?
Petra Fröhlich: Zufall – und viel Glück. Zwar hatte ich schon als Teenager eine Menge Artikel für Computerzeitschriften geschrieben. Doch die entscheidende Wende kam mit einem Radio-Spot anno 1992: Ein Nürnberger Verlag suchte für ein neues PC-Spielemagazin freie Autoren. Da kam also einiges zusammen: mein Faible für PC-Spiele, die geographische Nähe zum Verlag, die stimmige Chemie in der Redaktion und hinreichend Zeit, weil ich ja noch zur Schule ging. Hätte ich den Radiosender nur zwei Minuten später eingeschaltet, würde ich diesen Fragebogen möglicherweise nicht ausfüllen.
Games-Career: Du hast über 22 Jahre für Computecs Spielemagazin „PC Games“ geschrieben. Mit GamesWirtschaft startest du nun dein eigenes Nachrichtenmagazin speziell für die deutsche Spielebranche. Welche Zielgruppe adressierst du mit GamesWirtschaft?
Petra Fröhlich: Normalerweise erkläre ich die Idee von GamesWirtschaft immer mit „Spiegel Online für Spiele“ – also ein Mix aus Nachrichten, Analysen, Interviews und Meinungen. Das Themenspektrum ist nicht auf B2B-Geschichten beschränkt – neben Wirtschaft haben wir auch Ressorts wie Politik, Kultur und sogar Sport. Was wir nicht bieten: Tests, Previews, Komplettlösungen – das gibt es bereits hinreichend in erlesener Qualität auf dem Markt. Ganz abgesehen davon, dass ich das zwei Jahrzehnte lang gemacht habe 😉
Games-Career: Was vermisst du in der deutschen Produkt- und Branchen-Berichterstattung?
Petra Fröhlich: Außer einer Website wie GamesWirtschaft eigentlich nichts 😉 Für jeden Anspruch gibt es das passende Angebot, vom unterhaltsamen Letsplay bis zur tiefschürfenden Analyse. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung ist die redaktionelle Qualität heute oft besser als in den 90ern – einfach deshalb, weil ein schlampiger Test damals maximal auf dem Schulhof thematisiert wurde. Die User sind heutzutage vielfach besser im Thema sind und decken Nachlässigkeiten sofort auf. Andererseits ist die Konkurrenzsituation wesentlich härter, weil Games-Themen auch von Boulevardmedien und Tageszeitungen abgedeckt werden.
Games-Career: Wie sieht dein typischer Arbeitstag aus?
Petra Fröhlich: Der erste Griff geht zum Smartphone, um via Bild, Spiegel Online und Facebook zu überprüfen, ob die Welt um einen herum noch steht. Begleitet von einer Tasse Kaffee folgt die große Web-Hafenrundfahrt durch nationale und internationale Seiten, dazu E-Mails und ein Blick in die Analytics-Tools von Google und Facebook. Wenn ich nicht gerade auf Reisen bin, sitze ich an PC oder Notebook und denke mir schlaue Fragen aus, telefoniere und schreibe Artikel. Ich bin großer Fan der Zuruf-Kommunikation und nutze wahnsinnig gerne Messenger wie Skype und Facebook sowie E-Mails – auch wenn es der reinen Lehre der Zeitoptimierung widerspricht.
Games-Career: Was ist das Schönste an deinem Job als Journalistin? Was stresst?
Petra Fröhlich: Ich liebe es, mich in Themen reinzufuchsen und im Zweifel nachzuhaken – und es nicht dabei zu belassen, die Sprüche in Pressemitteilungen zu copypasten. Das ist zeitaufwendig, aber dafür entstehen auch bessere Geschichten. Der Knackpunkt: Man muss sich selbst disziplinieren, um sich nicht in der Fülle an Details zu verlieren. Denn die Zahl der Quellen ist in den vergangenen Jahren exponentiell gewachsen – im Grunde ist jeder Facebook- oder Twitter-Account bereits ein wahrer Schatz an Ideen.
Games-Career: Worin siehst du die größte Herausforderung, der die deutsche Games-Branche allgemein aktuell gegenübersteht?
Petra Fröhlich: Die größte Herausforderung besteht sicher darin, das richtige Timing zu erwischen. Die Trends ändern sich im Jahresturnus: mal sind es Online-Rollenspiele, mal Browsergames, mal Facebook-Spiele, dann Mobile und als nächstes vielleicht VR und AR. Mal ist Konsole tot, dann wieder der PC. Mal ist Crowdfunding angesagt, dann wieder Self-Publishing via Steam oder Appstore. Und jeder Markt funktioniert nach anderen Gesetzen – das ist harte Arbeit. Ich habe einen Riesen-Respekt vor Studios, die dieses permanente Umskillen gut beherrschen.
Games-Career: Was zockst du im Moment?
Petra Fröhlich: Zuletzt habe ich Uncharted 4 durchgespielt, übrigens zum ersten Mal abwechselnd mit meinem Mann. Großartiges Spiel, perfekt auch zum Zugucken. Da jagt ein Herzkasper-Moment den nächsten. In den Monaten zuvor standen unter anderem Anno 2205, Dungeons 2 und The Division auf der Liste – und natürlich die vielen Einreichungen zum deutschen Computerspielpreis. Außerdem schaue ich mir täglich die Appstore-Charts an und spiele viele Titel zumindest mal kurz an.
Games-Career: Wenn du nicht in der Games-Branche arbeiten würdest, was würdest du machen?
Petra Fröhlich: Schon als 8jährige hab ich in die Freundschaftsbücher bei „Berufswunsch“ entweder „Journalistin“ oder „Schriftstellerin“ notiert – das war also in gewisser Weise vorgezeichnet. Wenn es nicht die Games-Branche geworden wäre, hätte ich möglicherweise „was mit Medien“ studiert und dann beim Handelsblatt oder bei den Nürnberger Nachrichten angeheuert. Ich interessiere mich sehr für Politik und Wirtschaft und verpasse kaum eine TV-Talkshow.
Games-Career: Was sollten unsere Leser sonst noch über dich erfahren?
Petra Fröhlich: Ich verbringe unvernünftig viel Zeit in Baumärkten, Gartencentern und in unserem kleinen Garten – quasi mein zweites Wohnzimmer. Das Rumwühlen in Gartenerde, das Umtopfen, das Ansäen und Wachsenlassen, all das ist ein schöner Ausgleich zur Arbeit an PC und Laptop. Manchmal muss es eben Obi statt Ubi sein 😉
Games-Career: Hast du noch etwas auf dem Herzen? Last Words 🙂
Petra Fröhlich: Es wäre eine große Freude, wenn möglichst viele Menschen der Games-Branche – Berufstätige, Gründer, Studenten – von Anfang an bei GamesWirtschaft dabei wären, egal ob auf der Website, bei Facebook oder bei Twitter.
Wir bedanken und herzlich bei Petra für das tolle Interview und wünschen ihr alles Gute und viel Erfolg mit GamesWirtschaft.de.