Interview mit Marc Morian von Fishlabs Entertainment:
„Von Weltraumschlachten, Lasertag-Matches und der Arbeit als Marketing & PR Manager“
In unserer neuen Interview-Reihe „Spieleinstieg“ stellen wir zukünftig unterschiedliche Jobs der Gamesbranche vor. Dabei porträtieren wir Mitarbeiter von Spieleunternehmen oder Freelancer, die bereits den Einstieg in die Gamesbranche geschafft haben. Den Anfang macht heute Marc Morian (38) von Fishlabs Entertainment, ein Spieleentwickler von Tablet- und Smartphone-Games. Marc arbeitet seit circa zwei Jahren bei den Hamburger Mobile-Spezialisten und ist derzeit als Senior Marketing & PR Manager tätig. Wie er den Sprung in die Gamesbranche gemeistert hat, warum Bewerber den lockeren Umgangston der Branche nicht missverstehen sollten und was es mit Lasertag-Matches von Fishlabs gegen andere Hamburger Spieleentwickler auf sich hat, das erfahrt ihr in unserem ersten Spieleinstieg-Interview.
1. Was macht ein Senior Marketing & PR Manager und wie sieht Dein typischer Tagesablauf aus?
Marc: Was ein Senior Marketing & PR Manager in der Gamesbranche macht, kann man leider so pauschal nicht sagen. Marketing allein hat ja schon viele unterschiedliche Disziplinen, z.B. Brand Management, Social Media, Performance Marketing, Events, Personalmarketing usw. Entsprechend beschäftigen sich manche hiermit, manche damit, andere wiederum mit einer Kombination. Manchmal kommt es vor, dass man für bestimmte Aufgaben eingestellt wird, aber die Umstände erfordern, dass man neue übernimmt. Manchmal hat man Glück, dass man die Freiheit bekommt, sich eigene Aufgaben zu suchen. Oder man ist in einem Bereich so gut, dass der Chef dumm wäre, einen nicht dort weiter einzusetzen. Ich würde sagen, gerade in der Gamesbranche ist der Job eines Marketers überdurchschnittlich viel in Bewegung und gerade das gefällt mir persönlich sehr gut. Ich selbst habe in den zwei Jahren bei Fishlabs Marketing-Materialien verfasst, Anzeigen entworfen, mich um Merchandising gekümmert, Awards eingereicht, Pressemitteilungen geschrieben, Events organisiert, neue Mitarbeiter geheuert, Neukunden akquiriert und vieles mehr.
Auch einen typischen Tagesablauf gibt es für mich eigentlich nicht, was wiederum auch schön ist. Ich befasse mich oft im Minutentakt mit unterschiedlichen Themen und es kommt eher selten vor, dass ich mich mit etwas mal mehr als 30 Minuten am Stück beschäftige. Ist schon etwas anders als in der Uni! Die große Konstante in meinem Tagesablauf ist Outlook. Praktisch alles läuft über Email und über den Kalender. Ich organisiere auch meine To-Dos größtenteils durch Outlook. Wenn das mal nicht funktioniert oder ich keinen Internetzugang habe, habe ich ein echtes Problem. Oder gar keines mehr, je nachdem wie man das betrachtet.
Das ist alles sicher nicht ungewöhnlich für die Branche, aber man kann es auch nicht verallgemeinern. So gibt es bestimmt auch andere Marketer, die sich sehr konzentriert mit einem einzigen Bereich beschäftigen.
2. Seit wann arbeitest du in der Games-Branche?
Marc: Seit Februar 2006, allerdings mit ein paar Unterbrechungen durch Masterstudium, Jobwechsel und so. Insgesamt sind es etwa fünf Jahre.
3. Wie verlief dein Einstieg in die Games-Branche?
Marc: Vor allem ungeplant. Obwohl ich schon seit der ersten Pong-Konsole immer gespielt habe, hatte ich mich eigentlich beruflich auf die Musikbranche eingeschossen, aber der ging es schlecht. Ich war damals in Los Angeles und brauchte das Geld, also habe ich für EA drei Monate „Herr der Ringe – Schlacht um Mittelerde II“ für die Xbox 360 getestet. Härtester Job meines Lebens! Irgendwann kennst du jeden Baum mit Namen, du bist frustriert weil deine Bugs nicht gefixt werden und wenn du Pech hast, holst du dir auch noch eine Sehnenscheidenentzündung, weil du auch abends daheim noch daddelst. Aber wie bei vielen anderen war das letztlich der Einstieg.
Danach habe ich ein paar Monate Games übersetzt und dann ein Masterstudium begonnen (plötzlich schien die Uni ja doch wieder ganz toll). Nach dem Abschluss kam dann ein Angebot von dtp entertainment, ich wurde International Marketing Coordinator und es ging los mit der Marketing-Karriere. Im Nachhinein bin ich sehr froh darüber, wie alles gelaufen ist, aber absehbar war das nicht.
4. Was für eine Ausbildung hast Du gemacht? Und wie gut hat dich deine Ausbildung auf deinen jetzigen Job vorbereitet?
Marc: Nach dem Abi hat es leider erst mal knapp zweieinhalb Jahre Magisterstudium Deutsch und Sport an der Uni Oldenburg gebraucht, bis ich begriffen habe, dass ich Marketing machen will. Daraufhin habe ich mich an der International Business School in Groningen eingeschrieben und dort das vierjährige Bachelor-Doppeldiplomstudium inklusive eines einjährigen Aufenthalts in Macao durchgezogen. Anschließend hieß es erste Berufserfahrung sammeln und später habe ich dann wie erwähnt einen Master in Marketing gemacht, bevor es wirklich mit der Karriere losging.
Ob sich das ganze Studieren mit Hinblick auf meine jetzigen Aufgaben gelohnt hat, ist eine komplexe Frage. Sicherlich habe ich im Studium nichts über Games und Gamesentwicklung gelernt. Und das klassische akademische Marketing findet in Gamesfirmen – im Vergleich zu Unternehmensberatungen, Konsumgüterunternehmen o.Ä. – noch verhältnismäßig wenig Verwendung. Es wird allerdings mehr. Zudem denke ich, dass man das, was daran wirklich relevant ist, in einem wesentlich kürzeren Zeitraum lernen könnte, als das im Studium der Fall ist. Zuguterletzt lernt man im Studium nicht, wie man sich in Unternehmen verhält und effektiv in ihnen arbeitet oder wie man das hohe Tempo mithält, das in der Branche herrscht. All das ist sehr wichtig. Aber im Studium lernt man durchaus, mit Stress umzugehen, sich mit neuen (und manchmal auch ungeliebten) Themen zu befassen, systematisch zu arbeiten, seine Ergebnisse zu präsentieren, im Team zu funktionieren (oder zumindest die Tücken kennen zu lernen) und vieles mehr, was wiederum sehr wichtig ist im Job. Ich würde also rückblickend schon sagen, dass ich von meiner Zeit an der Uni stark profitiert habe.
Aber der Rückblick ist nicht entscheidend, denn im Nachhinein ist man immer schlauer. Gerade Jobeinsteiger müssen nach vorne schauen, sie müssen ja erst mal rein in die Branche. Und dafür ist ein Studium ein sehr wichtiger Teil der Eintrittskarte, denn die Konkurrenz ist gewaltig.
5. Welchen Tipp würdest du Bewerbern geben, die sich als Marketing & PR Manager bei Spielefirmen bewerben?
Marc: Eigentlich das Gleiche, was ich jedem Bewerber dringend empfehle, nämlich eine – im klassischen Sinne – gute Bewerbung zu schreiben. Viele denken, weil es in der Gamesbranche locker zugeht, kann man auch die Bewerbung locker nehmen. So bekommen wir viele Zuschriften im Stil von „Hey, hallo, ich finde total toll, was ihr macht! Anbei mein Lebenslauf, wäre toll wenn ihr einen Job für mich hättet.“ Aber selbst viele der besseren Bewerbungen sind noch lange nicht gut. Wer sich also ordentlich Mühe gibt, kann im Vergleich punkten und vielleicht sogar die eine oder andere Scharte im Lebenslauf auswetzen. Gerade das Anschreiben wird oft unterschätzt. Da sollte nicht nur drin stehen, für welchen Job man sich genau bewirbt, wann man frühestens anfangen kann und wie man sich sein Gehalt vorstellt, sondern es sollten auch ein paar Fragen beantwortet werden, die sich aufdrängen, wie z.B. im Fall von Fishlabs: Warum Marketing? Warum Games? Warum Mobile? Warum Fishlabs? Warum dieser Job (und kein anderer)? Warum sollten wir dich heuern (und kein anderen)? Warum sollten wir denken, dass du den Job bewältigen kannst? Da sollte man sehr gut argumentieren.
Diese Dinge bleiben auch für ein etwaiges Jobinterview wichtig. Für das muss dann zusätzlich noch die Vorbereitung stimmen. Man mag es nicht glauben, aber es kommen viele Bewerber ins Interview, die unsere Firmengeschichte nicht kennen oder keines unserer Spiele gespielt haben. Kein Smartphone oder Tablet zu haben, ist da keine Entschuldigung. Dann muss man sich halt eines leihen. Wenn man diese Basics beachtet, ist das schon die halbe Miete.
6. Wenn du einen neuen Kollegen für den Bereich Marketing & PR einstellen solltest – auf was würdest DU besonderen Wert legen?
Marc: Das kommt ganz und gar darauf an, für welche Marketing-Disziplin ich jemanden suche. Wenn ich jemand einstellen müsste, der meinen Job machen soll, dann würde ich vor allem darauf achten, dass der/diejenige sympathisch und ein guter Netzwerker ist, sowohl mündlich als auch schriftlich sehr gut kommuniziert, sich in andere reinversetzen kann, ein gewisses Gespür für Chancen und originelle Ideen hat, vernetzt denken kann, über eine gute akademische Grundlage verfügt und natürlich möglichst umfangreiche Kenntnisse der Branche und vor allem eine echte Leidenschaft für Games mitbringt.
7. Unvergesslich. Welchen Moment als Gamer wirst Du niemals vergessen?
Marc: Als ich bei „It came from the desert“ auf dem Amiga (kennt das überhaupt noch jemand?) nach zahllosen Stunden, ach was rede ich: Wochen! den Zugang zum Ameisennest gefunden habe und das Spiel unwiederbringlich abgestürzt ist. Ich erinnere mich natürlich auch an eine Menge schöne Momente, aber der war leider der unvergesslichste.
8. Zeit für schamlose Eigenwerbung: Welches Spiel, Projekt oder sonstiges müssen unsere Leser einfach kennenlernen?
Marc: Da fallen mir drei Dinge ein: Zum einen unser Flaggschiff „Galaxy on Fire 2„. Jeder, der ein Smartphone oder Tablet besitzt und was für Sci-Fi übrig hat, sollte es gespielt haben. Es wurde viele Male von Apple gefeatured und hat zahlreiche Preise gewonnen. Neben iOS ist der Titel auch für PC und Mac sowie einige Android-Geräte verfügbar. Eine All-Android Version inkl. aller Add-Ons ist ebenfalls in Planung, so dass endlich alle Android User in den Genuss des vollen Spiels in HD-Qualität kommen.
Zum anderen arbeiten wir mit Hochdruck an unserem neuen Titel „Galaxy on Fire: Alliances„. Es ist ein MMO mit Echzeitstrategie-Elementen für iPhone, iPad und iPod touch und das aufwändigste Projekt unserer Firmengeschichte. Wie man es von uns gewohnt ist, wird das Gameplay fesselnd (ich sage nur gigantische Raumschlachten!) sein und die Grafik das Letzte aus der Hardware heraus kitzeln. Zum Beweis habe ich einen aktuellen Screenshot mitgebracht. Wenn weiterhin alles gut geht, kommt Alliances noch dies Jahr in den AppStore.
Zu guter Letzt wären da unsere Lasertag-Matches gegen andere Spielefirmen aus Hamburg. Die sind der reine Wahnsinn! Lasertag kommt „Gaming in echt“ schon ziemlich nahe und gegen Mitbewerber zu spielen macht natürlich noch mehr Spaß als gegen Kollegen. Gleichzeitig hat man keine Chance gegen seine Gegner, wenn man nicht mit den Kollegen gut zusammenspielt. Und da scheinen wir alles richtig zu machen, denn das Fishlabs Squad ist nach wie vor unbesiegt. Zur Feier unseres (ersten?) Hattricks haben wir ein Video gedreht, das auf unserem Fishlabs-Kanal zu finden ist. Mittlerweile haben wir auch noch InnoGames 8:2 bezwungen und freuen uns nun auf unseren nächsten Gegner Bigpoint. Ende Mai/Anfang Juni ist es soweit.
Wenn ich recht überlege, dann repräsentieren „Galaxy on Fire 2“ bzw. „Galaxy on Fire: Alliances“ und Lasertag hervorragend, wofür Fishlabs steht: Die Games stehen für unseren Anspruch, echtes Konsolenfeeling auf mobilen Geräten zu erzeugen. Das geht nur indem wir täglich gemeinsam mächtig unsere Köpfe anstrengen. Beim Lasertag strengen wir uns dagegen gemeinsam körperlich an. Beides macht Spaß und für beides ist echtes Teamplay der Schlüssel zum Erfolg!
Marc, herzlichen Dank für deine Zeit und die Einblicke in deine Arbeit als Marketing & PR Manager.