Spieleinstieg #7: Wie werde ich 3D-Artist/Lead Artist in der Spielebranche?

22.08.2013

Interview mit Carolin Simon, die als Querseinsteigerin in die Games-Branche gekommen ist und heute als Lead Artist für 3D und Animation bei Daedalic Entertainment arbeitet.

Carolin Simon

Carolin Simon, Lead Artist für 3D & Animation bei Daedalic Entertainment

Carolin (27) arbeitet bei Daedalic Entertainment als Lead Artist für 3D & Animation an dem Projekt „Memoria“, einem Point & Click Adventue und ihrem „Baby“, da von Anfang an an der Entwicklung beteiligt. In dem Interview erfahren wir u.a. mehr über die Aufgaben, die Carolin als Lead Artist tagtäglich übernimmt und über welche Stationen ihr Berufseinstieg verlaufen ist. Carolin hat ihre Erfahrungen gemacht und weiß, dass ein Praktikum nicht unterbewertet werden sollte, es ein Türöffner für eine Festanstellung sein kann – jedenfalls war dies bei ihrem jetzigen Arbeitgeber, Daedalic Entertainment, der Fall.
Last but not least verrät uns Carolin auch noch, wer das Zeug zur Nachfolgerin von Lara Croft hat – ja, wir dürfen gespannt sein …


1. Was macht ein Lead Artist und wie sieht Dein typischer Tagesablauf aus?

Carolin: Als Lead Artist bin ich für sämtliches Artwork und alle Animationen zuständig. Das bedeutet vor allem, dass ich einen Großteil des Tages damit beschäftigt bin, mir die Arbeit aller Grafiker auf dem Projekt  anzuschauen, Tipps zu geben und eventuell Verbesserungsvorschläge anzubringen. Außerdem muss ich darauf achten, dass das Spiel am Ende aus grafischer Sicht einen runden Gesamteindruck macht und der Spieler bestenfalls nicht sieht, dass ein Dutzend verschiedener Künstler am Spiel gearbeitet hat.

Wenn ich nicht gerade die grafische Arbeitsverteilung koordiniere, arbeite ich selbst an Animationen, Zwischensequenzen und Visual Effects. Mein Tagesablauf ist daher sehr abwechslungsreich.

2. Seit wann arbeitest du in der Games-Branche?

Carolin: Das sind jetzt ziemlich genau zweieinhalb Jahre.

3. Wie verlief dein Einstieg in die Games-Branche?

Carolin: Ich habe mich gegen Ende meines Studiums, noch während ich meine Magisterarbeit schrieb, bereits nach einem Praktikum in der Games-Branche umgeschaut, da ich wusste, dass ich es ohne Praktikum wahrscheinlich schwer haben würde, einen Einstieg zu finden.

4. Was für eine Ausbildung hast Du gemacht? Und wie gut hat dich deine Ausbildung auf deinen jetzigen Job vorbereitet?

Carolin: Ich habe eigentlich Kunstpädagogik studiert. Im Hauptstudium hatte ich dort den Schwerpunkt „Neue Medien“, in dem ich bereits eigene Videoprojekte gemacht habe. Doch schon während des Studiums wurde mir klar, dass ich mir einen späteren Job in dem Bereich nur schwer vorstellen konnte. Deswegen habe ich mich privat viel im Bereich 2D/ 3D weitergebildet, eigene Projekte realisiert und mir entsprechende Programme angeeignet. Mein Plan war es dann, als „Quereinsteiger“ und über Praktika in Richtung Spiele oder Film zu gehen, was auch direkt bei Daedalic Entertainment funktioniert hat. Nach einem viermonatigen Praktikum wurde ich dort als Grafikerin eingestellt.

5. Welchen Tipp würdest du Bewerbern geben, die sich als Grafiker bei Spielefirmen bewerben?

Carolin: Seid euch nicht zu schade für Praktika. Fast alle Firmen wollen erst einmal sehen, was man so drauf hat, bevor sie jemanden fest einstellen. Das wird umso wichtiger, je kleiner euer Portfolio ist. Oft hat man direkt nach dem Studium noch nicht viele Projekte vorzuweisen. Über ein Praktikum kann man zeigen, wie gut man ist und wie schnell man sich einarbeitet. Generell ist es auf jeden Fall wichtig, ständig an seinem Portfolio zu arbeiten, denn daran wird man gemessen. Das Abizeugnis oder die Abschlussnote des Studiums interessieren eher zweitrangig… Wenn überhaupt.

6. Wenn du einen neuen Kollegen für den Bereich Grafik einstellen solltest – auf was würdest DU besonderen Wert legen?

Carolin: Mir wäre es besonders wichtig, dass derjenige selbstständig arbeiten kann und auch imstande ist, mir für eine Aufgabe eigene Lösungen und Vorschläge anzubieten. Nichts ist anstrengender, als ständig wegen allem gefragt zu werden oder Dinge dreimal erklären zu müssen. Es ist nicht schlimm, wenn jemand nicht gleich Feng Zhu ist, aber Inspiration und Initiative finde ich wichtig.

7. Unvergesslich. Welchen Moment als Gamer wirst Du niemals vergessen?

Carolin: Als Aeris in Final Fantasy VII von Sephiroth getötet wird. Das war wirklich tragisch…

8. Zeit für schamlose Eigenwerbung: Welches Spiel, private Projekte oder Sonstiges müssen unsere Leser einfach kennenlernen?

Carolin: Natürlich Memoria! Es ist das erste Spiel, bei dem ich von Anfang bis Ende bei allem dabei war und deshalb irgendwie mein „Baby“. Dazu kommt: Memoria sieht einfach super schön aus, die Story ist fesselnd und die neue Protagonistin Sadja die coolste Heldin seit Lara Croft.

Außerdem: Ni no Kuni!!! Einfach wunderschön. Viele  wissen noch gar nichts von dem Spiel, es ist ja auch relativ neu, aber seit Final Fantasy VII ist das auf jeden Fall das Spiel, das mich am meisten berührt hat. Besonders für Fans der Ghibli-Filme ein Muss.

Vielen Dank für die interessanten Einblicke, Carolin!

Dieser Artikel ist Teil der Serie „Spieleinstieg“.

 

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