Katzen und Pinguine laufen sich nicht allzu häufig über den Weg. Da liegt die Annahme nicht fern, dass etwas Großes dabei heraus kommen könnte, wenn sie es trotzdem einmal tun. Wir haben mit dem Start-up-Duo PenguCat über die Gründung und frischen Ideen des Unternehmens gesprochen. Beide haben einen reichhaltigen Hintergrund als Programmierer, Grafiker und Werbeexperten. Wie Thomas und Piet planen, das Surfen im Internet mit der Online Schnitzeljagd LINKINGs für alle abwechslungsreicher und spannender zu gestalten, erzählen sie euch jetzt.
1. Wann und warum habt ihr den Entschluss gefasst, euch mit PenguCat selbstständig zu machen?
PenguCat: Das war Anfang 2013. Da stellten wir beide fest, dass wir in unseren Jobs nicht mehr zufrieden sind und so viele eigene Ideen und Konzepte in uns schlummern, die es wert sind die Comfort-Zone zu verlassen. Wenn nicht jetzt, wann dann? Im August 2013 ging es dann los. Wir arbeiten bis heute von zuhause aus und haben keinerlei Geldgeber.
2. Was ist euer beruflicher Background?
PenguCat: Wir haben beide sowohl in Browsergames-Firmen als auch in Werbeagenturen gearbeitet. Dabei lernten wir uns 2009 in einer Hamburger Werbeagentur kennen. Uns verbindet die Liebe zum Spiel und zu außergewöhnlichen Konzepten.
3. Könnt ihr uns PenguCat und euer erstes Spielprojekt Linkings kurz vorstellen?
PenguCat: PenguCat entstand aus der Fusion von Piet, dem Pinguin, und Thomas, der Katze. Wir verbinden unsere Erfahrungen aus der Werbung und der Spieleindustrie und erschaffen damit etwas Neues. LINKINGS ist unser erstes Projekt. Als wir 2013 den Entschluss fassten etwas Eigenes zu probieren, wurden viele Ideen besprochen. Das ging von mobilen Spielen über Browserspielen bis hin zu Steam-Spielen. Ziemlich schnell war jedoch klar, dass die LINKINGS-Idee bei uns die Nase vorne hat. LINKINGS ist eine Online Schnitzeljagd. Jeder kennt die Schnitzeljagd von Kindergeburtstagen. Eine Gruppe geht vor, malt Pfeile auf den Boden und versteckt Hinweise mit Rätseln und Informationen wo der nächste Hinweis liegt. Die zweite Gruppe folgt diesen Hinweisen und löst die Rätsel. Am Ende wartet ein toller Schatz, meistens bestehend aus Süßigkeiten!
Dieses Konzept der Schnitzeljagd transportieren wir nun ins Internet. Der Spieler surft durchs Internet und sucht nach dem nächsten Hinweis. Dabei können alle Medien einbezogen werden. Videos, Bilder, Ton, Text, Wikipedia, Email, Twitter usw usf – alles ist möglich. Und auch bei uns gibt es am Ende eine Belohnung in Form von Gold und Erfahrung. Das gefundene Gold kann man dann nutzen um eigene Schnitzeljagden zu erstellen.
Somit bietet LINKINGS neben Spaß am Rätseln und Suchen auch noch die Möglichkeit andere Spieler seine Lieblingsseiten zu zeigen oder auf seinen eigenen Blog zu locken. Ein wenig kostenlose Werbung schadet ja nie!
4. Wie lange arbeitet ihr an LINGKINGS und wie habt ihr das Spiel finanziert?
PenguCat: Die ersten Gespräche gab es im Frühjahr 2013. Im August 2013 haben wir dann mit der Entwicklung des Prototypen begonnen. Wir haben von Anfang an versucht die Kosten gering zu halten und haben daher von zuhause aus gearbeitet und kein Büro angemietet. Finanziert haben wir uns über Rücklagen, viel ist davon jetzt nicht mehr übrig.
5. Wer ist die Zielgruppe von LINKINGS und was erwartet die Spieler?
PenguCat: Zur Zielgruppe gehört jeder der Spaß am Surfen und Rätseln hat. Und natürlich jeder, der das Internet neu entdecken will. Die Nutzung des Internets hat sich in den letzten 10 Jahren stark verändert. Meistens surft man die gleichen Seiten an und lernt nichts Neues kennen. Durch die Schnitzeljagden landet man zwangsläufig auf unbekannten Seiten, die es verdient haben mehr Besucher zu bekommen. Einfach mal überraschen lassen und etwas Neues sehen!
6. Könnt ihr ein Beispiel geben, wie eine Quest auf einer Website aussehen könnte und mit welchen realen / virtuellen Benefits Spieler belohnt werden?
PenguCat: Den Startschuss einer Schnitzeljagd gibt es meist im LINKINGS Portal auf www.linkingsgame.com. Dort kann man nach Schnitzeljagden bestimmter Kategorien, Autoren oder Bewertung suchen. Zu jeder Schnitzeljagd gibt es dann einen Einleitungstext, der meist den ersten Hinweis enthält, wo die Schnitzeljagd startet. Oder es gibt einen Direktlink auf die Internetseite auf der es losgeht, wie zum Beispiel bei „Nerd Adventure 1“ vom Spieler „Verdemis“:
„Wir schreiben das Jahr 1994. Du sitzt noch in der Schule, aber die letzte Unterrichtsstunde ist bald vorbei. Ungeduldig schaust immer wieder auf die Uhr im Klassenzimmer. Deine Ungeduld ist an dem heutigen Tag nicht ohne Grund, denn heute erscheint ein neues Videospiel auf das Du dich ganz besonders freust und erst vor wenigen Tagen hast Du die passende Konsole dafür von deinen Eltern zum Geburtstag geschenkt bekommen.
Während deine Mathelehrerin Formeln und Zahlen an die Tafel kritzelt, versinkst Du langsam in Gedanken…“
Und dann folgt ein Link zu einem YouTube Video, in dem Super Nintendo Musik abgespielt wird. Auf dieser Seite erhält man dann den ersten Hinweis, der einen auf die Suche nach einer Firmenwebseite schickt:
„Deine Gedanken schweifen weiter ab und wie im Traum rasen deine Gedanken durch dein geistig virtuelles Netz bis hin zur deutschsprachigen Heimat des Herstellers deiner neuen Lieblingskonsole. www.???.de“
Weiter geht es von einer Schule in Köln zu einem Kaufhaus in der Innenstadt zum Spieleregal, dann mit der Bahn zurück nach Hause, wo das Spiel dann zum ersten Mal in die Kosole gesteckt wird. Alles Verbunden mit Rätseln, bei denen man die Möglichkeiten des Internets nutzen muss. Am Ende belohnt mit Gold und Erfahrungspunkten und einer Gänsehaut.
7. Welche Möglichkeiten bietet LINKINGS um Webseiten gezielt zu vermarkten und wie entscheidet ihr welche Seiten in das Spiel integriert werden?
PenguCat: Jeder Spieler, der bei Schnitzeljagden Gold gesammelt hat, kann eine eigene Schnitzeljagd erstellen und andere Spieler auf seine Webseiten leiten. Bei uns gibt es derzeit keine zahlenden Werbekunden. Jeder kann das System für seine Zwecke nutzen. Entweder um Spaß an den Abenteuern zu haben und/oder um seinen Blog zu bewerben. Außerdem sind eigene Schnitzeljagden die einzige Möglichkeit im Spiel „Ruhm“ zu erhalten. Jeder Spieler, der eine Schnitzeljagd abschließt kann eine Bewertung abgeben. Abhängig davon werden Ruhmespunkte an den Ersteller der Schnitzeljagd vergeben.
8. Zum jetzigen Zeitpunkt: Was würde euch als Start-up am meisten helfen?
PenguCat: Viele, viele Spieler die zeigen, dass LINKINGS Spaß macht und eine Daseinsberechtigung hat. Je mehr Spieler, umso größer die Wahrscheinlichkeit, dass wir LINKINGS weiterentwickeln können. Wie gesagt haben wir bisher von eigenen Mitteln gezehrt und diese sind so gut wie aufgebraucht. Mit der Hilfe von Investoren oder Firmen könnte man weiter machen.
9. Welche Tipps könnt ihr jenen geben, die sich ebenfalls mit einer Spielefirma selbstständig machen möchten?
PenguCat: Macht zuerst ein ausführliches schriftliches Konzept der Spielidee. Entwickelt einen minimalen Prototypen und geht dann Klinken putzen. Bei uns ist das Ganze ein wenig anders gelaufen und ausgeartet. Anfangs sollte der Prototyp nur zur Veranschaulichung der Spielidee dienen. Wir bauten jedoch immer mehr Funktionen und Usability-Verbesserungen ein, so dass er über die Monate zur open Beta mutierte. Andererseits könnte auch genau das unser Erfolgsfaktor sein, denn die Idee ist so innovativ, dass wahrscheinlich niemand ins dunkle investiert hätte…
10. Wo seht ihr euch mit PenguCat in einem Jahr?
PenguCat: Auf Augenhöhe mit den großen der Branche.
Nein, jetzt mal im Ernst: Keine Ahnung. Es könnte durch die Decke gehen oder total im Sande verlaufen. Wer weiß das schon? Wir jedenfalls finden, dass aktuelle Browserspiele das Potential des Browsers überhaupt nicht nutzen. Und für mich liegt die Spielidee „Schnitzeljagd im Internet“ eigentlich auf der Hand. Dazu kommt die Kombination aus Werbung und Spiel, die im Internet eigentlich auch finanziell gut funktionieren müsste.
Außerdem haben wir noch jede Menge andere Spielideen, die man mit unserem Grundprinzip „Surf2Play“ umsetzen kann. In „Domainator“ werden Domains besetzt und gegen feindliche Gruppen verteidigt. „Web-Safari“ lässt Spieler exotische Tiere auf Webseiten suchen und fotografieren. Bei „MushRooms“ stehen Pilze am Internetwegesrand und man kann diese auf einem Markt verkaufen.
Ich könnte jetzt noch ein paar weitere „Surf2Play“ Ideen aufzählen, aber ihr solltet jetzt lieber erst einmal LINKINGS spielen!
Wir bedanken uns für das Interview und wünschen PenguCat weiterhin alles Gute und viel Erfolg. Hoffentlich werden die tollen Ideen und der mutige Schritt in die Selbstständigkeit bald belohnt.