Dass Virtual Reality voll im Trend liegt, ist spätestens seit Beginn diesen Jahres und dem Verkaufsstart sämtlicher VR-Brillen deutlich geworden. Ist die Möglichkeit zum Mond zu fliegen oder neue Ecken der Welt kennenzulernen, ohne sich vom Fleck zu bewegen, doch auch wahnsinnig verlockend. Genau das finden auch immer mehr Freizeitparks und investieren zunehmend in virtuelle Realität für ihre Achterbahnen. Einer von ihnen ist der Europa-Park Rust. Gemeinsam mit VR Coaster hat MackMedia ein Konzept entworfen und ausgewählte Fahrgeschäfte mit Virtual-Reality-Brillen im Europa-Park ausgestattet. Wir haben Michael Mack, Geschäftsführer von MackMedia und Geschäftsführender Gesellschafter des Europa-Park, zum Interview getroffen. Im Gespräch erklärt er, wie die Idee zu den VR-Rides entstand und ob in der Technik tatsächlich der nächste große Durchbruch liegt.
Games-Career.com: Der Einsatz von Virtual Reality in Freizeitparks bietet viele neue Möglichkeiten. Seit wann ist VR für den Europa-Park ein Thema und was sind die Vorteile?
Michael Mack: Technische Neuerungen und innovative Produkte haben mich schon immer interessiert. Mit Stolz und guten Gewissens kann ich behaupten, dass auch ich es war, der die treibende Kraft in dieser Sache war. Als die VR-Technik und deren Massenkompatibilität noch in den Kinderschuhen steckte, war ich bereits Feuer und Flamme für diese Innovation und verspürte sofort den Drang „Virtual Reality“ auch im Europa-Park in Kombination mit den Fahrgeschäften anbieten zu wollen. Anfangs haben viele an der Technik gezweifelt, aber ich habe fest daran geglaubt und das Potential des Headsets, das man während der Fahrt auf seinem Kopf trägt, schnell erkannt. Viele Testfahrten und Entwicklungsarbeit auf mehreren Bahnen im Europa-Park später, ist das VR-System nun seit September 2015 einsatzbereit und in den Tagesbetrieb der ersten Achterbahn in der Geschichte des Europa-Park, dem „Alpenexpress Coastiality“, übergegangen.
Heute sind zwei Bahnen mit der Technologie ausgestattet – auch „Pegasus Coastiality“ im Griechischen Themenbereich. Was die Fahrgäste vor ihren Augen sehen, ist eine fantastische, virtuelle Traumwelt, die MackMedia entwickelt hat und die exakt auf das Streckenprofil und die Fahrtdauer der beiden Bahnen abgestimmt ist. Seither haben wir alleine im Europa-Park über 700.000 Gäste mit dieser Technik begeistert.
Games-Career.com: Gemeinsam mit VR Coaster wurde für den Europa-Park VR-Content entwickelt, der jetzt auf einer echten Achterbahn im Europa-Park erlebbar ist. Wie lange hat die Produktion von der Idee bis zur Umsetzung gedauert?
Michael Mack: Christian von Elverfeldt, Geschäftsführer von Mack Rides, der Professor für Virtual Design an der Hochschule Kaiserslautern, Thomas Wagner, und ich haben sich ungefähr im Spätjahr 2013 zum ersten Mal gemeinsam mit der Idee einer virtuellen Achterbahn beschäftigt. Daraus ist dann das Start-Up „VR Coaster“ entstanden. Anfangs haben viele an der Technik gezweifelt, aber für mich war das große Potential des Headsets unumstritten. Auch Widerstände galt es bei einigen Entscheidungen argumentativ zu entkräften und zu beseitigen. Rund zwei Jahre nach der ersten Sitzung ging das innovative Erlebnis im Europa-Park schließlich an den Start. Damals betrat der Europa-Park absolutes Neuland. Eine wahre Pionierleistung war es, als erster Freizeitpark der Welt diese Innovation im Tagesbetrieb an den Start zu bringen.
Games-Career.com: Welche Attraktionen wurden bisher im Europa-Park mit Virtual Reality-Technik erweitert und was ist noch in Planung?
Michael Mack: Zwei Achterbahnen sind aktuell im Europa-Park mit der Technologie ausgerüstet. Weltweit sind es bereits über 20 Achterbahnen, die mit der Technik aus unserem Hause ausgestattet worden sind. Der globale Exportschlager `Coastiality´ begeistert mittlerweile Parkbetreiber in Asien, den USA und Kanada. Da mit unserem Mutterkonzern Mack Rides in Waldkirch auch weiter klassische, stationäre Fahrgeschäfte produziert und exportiert werden, können Kunden von uns aus der ganzen Welt den Service und das Know-How aus einer Hand bekommen. Das erleichtert vieles und eröffnet uns neue Geschäftsfelder. Gerade jüngst konnten wir auf der weltgrößten Messe der Freizeitpark-Branche, der IAAPA in Orlando/USA, eine großartige Kooperation mit dem koreanischen Lotte World Freizeitpark schließen, der das Coastiality-Angebot auch im asiatischen Markt positionieren und präsentieren kann.
Mit dem VR-Angebot auf unseren Achterbahnen „Alpenexpress Coastiality“ und „Pegasus Coastiality“ bewegen wir uns auf einem derart hohen, qualitativen Niveau, dass uns die Reaktionen im täglichen Publikumsbetrieb mit der Einführung dieser Technik immer wieder aufs Neue bestärken sowie die geleistete Pionierarbeit auf diesem Gebiet in der weltweiten Freizeitparkbranche bestätigen.
Games-Career.com: Europaweit bieten bisher nur vier Freizeitparks diese Technik. In Deutschland gibt es neben dem Europa-Park, nur einen weiteren Park, der ein Virtual Reality-Fahrerlebnis anbietet. Sind VR-Rides ihrer Meinung nach in Zukunft für die Freizeitindustrie unverzichtbar?
Michael Mack: Mit dem Angebot ist der Europa-Park weltweit Vorreiter und Weltmarktführer. Wir können mit unserem Stammhaus MACK Rides in Waldkirch, wo Achterbahnen konzipiert und produziert werden, und unserem Know-How in Sachen VR ein Komplett-Paket für Interessenten – also alles aus einer Hand – schnüren. Von daher spielt das Thema VR rein aus wirtschaftlicher Sicht einen wichtigen und wegweisenden Faktor. Um es jedoch vorweg zu nehmen: die VR-Technologie wird den klassischen Freizeitpark nicht ersetzen und überflüssig machen. Vielmehr kann und wird die Technologie als Ergänzung und Erweiterung des bestehenden, stationären Unterhaltungsangebots zu verstehen sein, die zu einer Aufwertung des jeweiligen Fahrgeschäfts führen wird. Auch in Zukunft werden authentische bzw. fantasievolle und detailgetreue Thematisierungen in Freizeitparks notwendig sein, um Besucher zu begeistern und zu fesseln. Das „Begreifen“, „Erlaufen“ und „Erleben“ der jeweiligen Themenbereiche und das „Wahrnehmen“ mit seinen eigenen Sinnen, wird noch lange Zeit das dominante Element im Gesamterlebnis „Freizeitpark“ sein.
Games-Career.com:Welchen Bezug hat der Europa-Park über VR hinaus zu Computerspielen?
Michael Mack: Der Europa-Park versucht seinen Fans und Besuchern immer mehr einen 360-Grad-Ansatz anzubieten. Das heißt, dass auch außerhalb des eigentlichen Parks die Erlebnisse und Attraktionen erlebbar bleiben. Mit der Coastiality-App beispielsweise, die kostenlos für jede Art von Smartphone downloadbar ist, kann beispielsweise zuhause oder unterwegs in die fantastische Welt von Achterbahnfahrten zu jeder Zeit eingetaucht werden. Auch die Europa-Park-App bietet tolle Möglichkeiten, sich über Deutschlands größten Freizeitpark zu informieren – sei es beim eigentlichen Besuch oder auch außerhalb des Parks.
Nicht zu vergessen sind natürlich an dieser Stelle die beiden Games „Das geheimnisvolle Labyrinth von Schloss Balthasar“ und „Cannon Flight“. Beide Spiele sind von MackMedia produziert worden und begeistern bisher zahlreiche Spieler auf der ganzen Welt. Auch mit diesem Tool wollen wir unseren Besuchern die Möglichkeit bieten, sich über den eigentlichen Parkbesuch hinaus mit dem Europa-Park zu beschäftigen. Das Geschäftsfeld „Gaming“ ist also durchaus interessant für uns und wird in Zukunft noch weitere Überraschungen parat halten.
Wer die VR-Rides nicht nur ausporbieren, sondern selbst mit- und weiterentwickeln möchte, hat die Möglichkeit sich als „Spezialist Digitale Projekte (m/w)“ beim Europa-Park zu bewerben. Alle Infos zum Stellenangebot gibt’s hier.
Mit der Kombination Achterbahn und Virtual Reality kann man natürlich unterschiedlichste Umgebungen für eine Fahrt aufsetzen. Klingt interessant und vielversprechend.