Von Sculpting, Dinosauriern und Games-Studenten … und wie das alles zusammenpasst

17.06.2013

Mitte Mai begaben sich die Games-Studenten vom SAE Institute Berlin mit ihrem Zeichendozent Uwe Heinelt auf eine Exkursion in das Berliner Museum für Naturkunde, um sich auf ein anstehendes Digital Sculpting Seminar vorzubereiten. Klingt sonderbar – ist aber pädagogisch wertvoll, wie ich im Interview mit Philipp Stettin, Fachbereichsleiter „Games“ am SAE Institute Berlin, und dem Comiczeichner Uwe Heinelt erfahren habe.

1. Philipp, kannst du einer Ahnungslosen wie mir kurz erklären was „Sculpting“ ist?

„Sculpting“ ist der englische Begriff für das Arbeiten mit Ton und umfasst Tätigkeiten wie drücken, ziehen, glätten, polieren … eben alles das, um aus einem Klumpen Ton, einen menschlichen Kopf oder ähnliches zu erstellen.

2. Kommen wir zum „Sculpting Seminar“. Was genau ist die Idee dahinter und findet das Seminar regelmäßig statt?

Uwe: Das Seminar richtet sich an die Game Artist Studenten der SAE Berlin und findet regelmäßig in jedem Semester statt. Die Zielsetzung ist es, eine Brücke zwischen dem Character Design auf dem Papier und dem Character Modelling mit 3 D-Software am PC zu schlagen. Dabei soll ein Nutzen für beide Bereiche resultieren:  Im Drawing Bereich wächst das dreidimensionale Verständnis für die eigenen Character Entwürfe. Im 3D-Bereich die Vorstellung der realen haptischen Ertastbarkeit für die Figur.

Idealerweise modellieren die Studenten Büsten ihrer, für ihr Gameprojekt, geplanten Charaktere. Am Anfang steht ein gezeichneter Turnaround bzw. eine Frontal- und Profilansicht des Characters im zu modellierenden Maßstab 1:1. Nach den Maßen dieser Zeichnung fertigen die Studenten eine stützende Drahtkonstruktion auf einem Korksockel an. Die Drahtkonstruktion wird dann mit der Modelliermasse (z.B. Super Sculpey) umschlossen, eine grobe Konstruktion der Figur erstellt und dann detailliert finalisiert.


Philipp:
Genau, Uwe hat den Ablauf schon perfekt auf den Punkt gebracht. Sei noch zu ergänzen, dass das Seminar die Grundlage für die Tätigkeit ist, die die Studenten daraufhin digital durchführen. Sie sollen die handwerklichen Tools kennenlernen, um ein Verständnis für die digitalen Tools zu bekommen. Daher findet das Sculpting Seminar direkt vor dem Digital Sculpting Unterricht statt. Und natürlich soll es auch Spaß machen, ganz ohne Projektdruck mal einen Charakter zu erschaffen.

3. Von wem stammt die Idee, das Naturkundemuseum in Berlin als Seminarort zu wählen und warum?

Uwe: Die SAE Berlin hat die Möglichkeit, das Naturkundemuseum für eine Unterrichtseinheit des Creature Design Seminars innerhalb des Drawing-Unterrichts zu nutzen. Da hat es sich natürlich angeboten, auch einen Teil des Sculpting Seminars in das Naturkundemuseum zu verlegen.

4. Uwe, können auch erfahrene 3D-Modeller noch was von einem Comiczeichner lernen?

Wie oben schon erwähnt, gibt es beim realen Modellieren positive Effekte sowohl für den Concept Art-, als auch für den 3D-Art-Bereich. Mit meiner langjährigen Erfahrung als Zeichner – nicht nur als Comiczeichner, sondern auch als Character Designer  und  Illustrator – kann ich den Studenten helfen, ihre Figuren sowohl als Zeichnung als auch als modellierte Figur umzusetzen. Ich zeige ihnen, Massen und Volumen schon in ihrem 2D- Entwurf zu sehen und  zu planen. Ich helfe ihnen klare Richtungen in der Oberfläche ihrer Skulptur zu finden und festzulegen, um diese auszuformen.


5. Uwe, auf deiner Homepage habe ich erfahren, dass du für die Zeichentricksequenzen zur 1. Staffel der ARD-Serie „Berlin, Berlin“ das Character Design und die Storyboards verantwortet hast. Könntest du dir auch die Games-Branche als mögliches Arbeitsumfeld vorstellen?

Natürlich. Ich habe auch schon hier und da für diesen Bereich gearbeitet. Für den Relaunch der 80er Jahre Hörspielreihe JAN TENNER- Coverfiguren habe ich große Teile des Character Designs bearbeitet, das dann auch für das 3D-Design des gleichnamigen PC-Spiels genutzt wurde. Für diverse Werbeaufträge, z.B. die Malta Tourismuswerbung habe ich die Character Designs und Animationssequenzen gezeichnet.

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6. Philipp, wie würdest du Chancen für Uwe einschätzen, in der Games-Branche bspw. als Artist Fuß zu fassen? 

Aufgrund des Wachstums der Branche sehr gut! Bei so vielen neuen Spielen, werden immer Leute gesucht, die Konzepte für eine Idee visualisieren können.

7. Arbeitet die SAE Berlin im Rahmen der Games-Ausbildung neben Uwe noch mit anderen externen Dozenten zusammen?

Auf jeden Fall, das ist uns sehr wichtig und ich denke auch eine unserer Stärken. Den Game Development Unterricht hält Dozent Nico Nowarra, Director of Games bei Men in Text. Unser Animationsdozent Peter Ruschel hat spontan einen Freund, der aus Kanada zu Besuch war, mitgebracht. Er konnte den Studenten erzählen wie bei Sony und Crytek animiert wird. Insbesondere die Pipeline hat sie fasziniert.


Meine Herren, ich bedanke mich für das Interview. Wir sind bereits gespannt, wie die Skulpturen, die wir hier gesehen haben, später im Spiel aussehen werden. Haltet uns gerne auf dem Laufenden.


Links:
SAE Institute (Gamesausbildung)
Heinelt Comic
Museum für Naturkunde

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