Der Einstieg in die Gamesbranche ist für viele Bewerber, Schulabgänger und Absolventen ein langgehegter Traum. Dabei sind die Anforderungen der Spieleindustrie bei vielen Berufsbildern sehr spezifisch. Ein oft gestellt Frage lautet daher: Wie qualifiziere ich mich bestmöglich für das Arbeiten in der Gamesbranche? Eine Möglichkeit ist die Weiterbildung über spezialisierte Studiengänge an Hochschulen, Universitäten oder privaten Ausbildungseinrichtungen. Einen Überblick über entsprechende Studiengänge und Bildungsangebote findet ihr im Bereich Studium auf Games-Career.com. Viel näher liegt jedoch, dass die Branche selbst Nachwuchs ausbildet und für das Arbeiten in Spielefirmen qualifiziert. In der Summe sind die in Deutschland angebotenen Ausbildungsplätze zwar noch gering, aber mittlerweile bilden immer mehr Spieleentwickler selbst aus. Als eines der weltweit größten Spieleunternehmen bildet die deutsche Niederlassung von Ubisoft bereits seit 2004 erfolgreich mit Hilfe der IHK Düsseldorf aus.
Angeboten werden die folgenden Ausbildungen:
- Ausbildung zum Kaufmann für Marketingkommunikation
- Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann
- Ausbildung zum IT-Kaufmann
- Ausbildung zum Bürokaufmann
Ubisoft Deutschland bietet jedes Jahr bis zu sechs Ausbildungsplätze an. Dabei liegt der Fokus der meisten Ausbildungsplätze auf den Bereichen Marketing und Sales.
Die Ausbildung zum Kaufmann für Marketing-Kommunikation bei Ubisoft Deutschland hat Pierre Friedrichsmeier (25) bereits erfolgreich durchlaufen. Im Interview berichtet Pierre aus erster Hand über die verschiedenen Stationen seiner Ausbildung, was Bewerber erwarten können und wie der Arbeitsalltag für Auszubildende bei einer der weltweit größten Spielefirmen aussieht. Nach seiner erfolgreichen Ausbildung arbeitet Pierre mittlerweile als TSO DEV QA Specialist bei dem Ubisoft Studio Blue Byte. Aktuelle Jobangebote bei Blue Byte findet ihr auf Games-Career.com.
Hallo Pierre, du hast vor kurzem deine Ausbildung zum Kaufmann für Marketing-Kommunikation bei Ubisoft abgeschlossen. Warum hast du dich speziell für diese Ausbildung entschieden?
Pierre: Diese Entscheidung habe ich damals anhand mehrerer Faktoren getroffen. Ich hatte gerade meine ersten Schritte innerhalb der Games-Branche getan und war als Praktikant im Bereich Public Relations bei Buschbaum Media & PR GmbH für die Kunden astragon und rondomedia tätig. Dort bin ich nicht nur mit vielen netten Menschen in Kontakt gekommen, sondern auch mit einem ehemaligen Azubi von Ubisoft, der nach der Ausbildung zu astragon gewechselt ist. Er hat mir die Ausbildung ans Herz gelegt, da man dort nicht nur ein sehr breit gefächertes Aufgabenspektrum zu bewältigen hat, sondern auch hautnah im operativen Tagesgeschäft tätig ist. Dabei bekommt man auch spannende Einblicke in die Welt der Spiele und der Spielevermarktung. Ausschlaggebend waren aber natürlich auch das hochwertige Markenportfolio und meine Leidenschaft für Videospiele. Die pflege ich seit ein paar Jahren als Redakteur und später auch als Chefredakteur eines kleinen Onlinemagazins, das über nahezu alle Themen rund um die bunte Welt der Videospiele berichtete. Das hat mir den Weg in eine der spannendsten Branchen überhaupt erst ermöglicht.
Wie hast du dich auf den Ausbildungsplatz beworben und war es dein erster Kontakt mit der Branche?
Pierre: Mein erster Kontakt mit dieser faszinierenden Branche war eher semi-professionell. Ich bin damals bei einem kleinen Onlinemagazin als Redakteur eingestiegen, bei dem ich meine Leidenschaft für das Texte und Spiele geschickt kombinieren konnte. Dort habe ich nach und nach immer mehr Kompetenzen übernommen und mich mit stetiger Begeisterung in das Projekt eingebracht. Nach etwas mehr als einem Jahr stieg ich zum Chefredakteur auf und übernahm die Verantwortung für die Ausrichtung und das Redaktionsteam. Nach Abitur und Zivildienst (ja, das gab es damals noch 🙂 ) habe ich auf der Gamescom Felix Buschbaum getroffen. Zwei Wochen später war ich Praktikant bei Buschbaum Media & PR GmbH und habe dort die Kunden astragon und rondomedia in Public Relations Fragen mitverantwortlich betreut. Zum Ende des Praktikums habe ich mich dann bei Ubisoft über das Jobportal www.ubi.com (oder direkt über www.creatorsofemotion.com) für die Ausbildung zum Kaufmann für Marketing-Kommunikation beworben um meine bisher erlangten Kenntnisse einzusetzen und natürlich weiter auszubauen. Etwa drei Wochen nach dem Bewerbungsgespräch bekam ich von Ubisoft die Zusage für ein Praktikum und im Anschluss daran für die Ausbildung.
Welchen Tipp würdest du Bewerbern geben, die sich auf einen Ausbildungsplatz bei einem Spieleunternehmen bewerben?
Pierre: Auch wenn es in der Videospiel Branche manchmal etwas lockerer zugeht, als in anderen Branchen, sollte man nicht die Wirkung von sauber ausgearbeiteten und vollständigen Bewerbungsunterlagen unterschätzen. Gerade bei Ubisoft wird sehr viel Wert darauf gelegt. Daneben sollte man definitiv Branchenkenntnisse vorweisen können, aber auch flexibel und selbstständig arbeiten können. Gerade im Tagesgeschäft warten einige Überraschungen und man muss sich manchmal sehr schnell anpassen können. Natürlich ist eine gewisse Leidenschaft für Videospiele unabdingbar, jedoch muss man nicht alle Spiele, die jemals erschienen sind, gespielt haben.
Glaubst du, dass man ein ausgewiesener Zocker sein muss, um ein guter Auszubildender in einem Spieleunternehmen zu sein? Als welchen Spielertyp würdest du dich bezeichnen?
Pierre: Meiner Erfahrung nach ist es keine Pflicht, ein ausgewiesener Zocker zu sein, um ein guter Auszubildender in einem Spieleunternehmen zu sein. Die Ausbildung ist von der IHK zertifiziert und wir sind in erster Linie ja Kaufleute für Marketing und sitzen nicht den ganzen Tag vor der Konsole. Man sollte sich für Videospiele begeistern können und eine gewisse Neugier mitbringen. Die meisten Azubis bei Ubisoft sind so wie ich leidenschaftliche Gamer. Zwar spielt nicht jeder unbedingt alle Games aus sämtlichen Genres, sondern hat gewisse Präferenzen, aber man tauscht sich im Alltag untereinander gerne aus und lässt die anderen an seinen Erlebnissen gerne teil haben. Manche Spiele habe ich tatsächlich nur gespielt, weil sie mir auf diesem Wege empfohlen worden sind. Ich sehe mich selbst als sogenannter „Core-Gamer“, der seinen Fokus auf „Story-Driven“ Games gelegt hat, soll heißen: Ich spiele überdurchschnittlich viel 🙂 und vor allem Spiele, die mich in eine besondere Welt eintauchen lassen und mich spannende Geschichten erleben lassen. Alternativ bietet Ubisoft Ausbildungen an, die weniger produktbezogen sind, beispielsweise die Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann, die Ausbildung zum IT-Kaufmann oder die Ausbildung zum Bürokaufmann. Dort ist spezifisches Wissen über Games und die Branche nicht von primärer Bedeutung. Alle Ausbildungsstellen werden über unser Jobportal (www.creatorsofemotion.com) ausgeschrieben. Der Beginn der Ausbildung ist jeweils 1. August eines Jahres.
Kannst du unseren Lesern einen Einblick geben, wie deine zweijährige Ausbildung zum Kaufmann für Marketing-Kommunikation bei Ubisoft aufgebaut war?
Pierre: Die Ausbildung zum Kaufmann für Marketing-Kommunikation ist eine IHK zertifizierte, duale Ausbildung. Das bedeutet an zwei Tagen in der Woche ist Berufsschulunterricht, die restlichen drei Tage war ich im Ausbildungsbetrieb tätig. In der Berufsschule werden wichtige Fachkenntnisse vermittelt. Hauptsächlich in den Fächern „Kommunikation, Media und Kreation“ und „Marketing“, aber auch die Fächer „Wirtschaft und Soziales“, „Finanzen und Controlling“ und „Produktion“ sind Bestandteil der kaufmännischen Ausbildung. Diese Fächer werden dann am Ende der Ausbildung in den Abschlussprüfungen abgefragt. Der betriebliche Teil erstreckt sich im Regelfall über die verschiedenen Abteilungen im Marketingbereich: Online-Marketing, Brand-Marketing, Public Relations und Trade-Marketing. Im Ausbildungsplan wird festgelegt, wer in welcher Abteilung wie lange tätig ist. Üblicherweise durchläuft ein Azubi alle Abteilungen.
Welche Abteilungen hast du während deiner Ausbildung durchlaufen?
Pierre: Meine zweijährige Ausbildung erstreckte sich über drei Abteilungen: Online-Marketing, Brand-Marketing und Public Relations. Im Bereich Online-Marketing war ich knapp ein Jahr verantwortlich für die Betreuung der Social Media Kanäle (Facebook, Twitter und Co.), für Reportings, die die Stimmung innerhalb der Community einfangen, sowie die Aktualisierung der Homepages von z.B.: Assassin’s Creed Revelations und Might & Magic Heroes VI und das Management der offiziellen Foren. Im Bereich Brand-Marketing war ich anschließend etwas mehr als sechs Monate tätig. Ich habe dort den jeweiligen Produktmanagern zugearbeitet und mich hauptsächlich um Lokalisierungen zu Far Cry 3 und Assassin’s Creed III, die USK-Koordinierung und sowie die eigenständige Planung und Ausführung von einzelnen Teilbereichen unseres gamescom 2012 Auftritts gekümmert. In den letzten sechs Monaten meiner Ausbildung war ich Teil des Public-Relations Teams und habe dort Pressemeldungen unter anderem zu Watch Dogs, Assassin’s Creed IV: Black Flag und Tom Clancy’s Splinter Cell Blacklist lokalisiert bzw. erstellt, Anfragen von Medienpartnern bearbeitet, Presse-Events in Eigenregie organisiert, sowie die Erstellung von Coverage Reportings übernommen.
Du warst Auszubildender bei einer weltweit agierenden Spielefirma – warst du dadurch oft im Kontakt mit internationalen Kollegen? Wie wichtig sind deiner Einschätzung nach die Fremdsprachenkenntnisse für Auszubildende bei Ubisoft?
Pierre: Der Kontakt mit internationalen Kollegen ist alltäglich, besonders in den Marketing-Bereichen – egal ob in E-Mails, Conference-Calls oder bei Events. Daher ist ein halbwegs fließendes Englisch unumgänglich. Ubisoft interagiert international und die Abstimmung mit den Kollegen steht jeden Tag auf dem Programm. Die Zentrale für den Wirtschaftsraum EMEA befindet sich in Frankreich, weshalb bei Ubisoft natürlich auch französisch gerne gesehen ist, aber die offizielle Unternehmenssprache ist Englisch und reicht aus, um dort arbeiten zu können.
Was hat dir an der Ausbildung besonders gut gefallen?
Pierre: Die Ausbildung bei Ubisoft ist etwas ganz besonderes. Ich habe in viele Bereiche einzigartige Einblicke erhalten. Dank des breit gefächerten Portfolios (Core, Casual, Online, Digital, Free-to-Play) gab es kaum einen Tag, der einem anderen glich. Die Kollegen und die Atmosphäre waren echt außergewöhnlich und der Austausch untereinander war für mich sehr lehrreich. Ich wurde stetig gefordert, aber auch gefördert. Meinen Mit-Azubis ging es vermutlich recht ähnlich. Außerdem konnte ich recht früh in der Ausbildung bereits eigene Projekte betreuen und mich in diversen Bereichen engagieren, zum Beispiel bei der Planung und Organisation des gamescom Auftritts, die als privater Besucher schon immer ein Spektakel ist. Als Austeller ist das Erlebnis gamescom jedoch noch intensiver und noch anstrengender, dafür aber auch ziemlich einmalig.
Gab es Tätigkeiten oder Aufgaben, die du als wenig lehrreich empfunden hast?
Pierre: Nein.
Wie gut fühlst du dich durch deine Ausbildung auf das spätere Berufsleben vorbereitet?
Pierre: Dadurch, dass die Ausbildung bei Ubisoft sehr vielseitig ist und früh bereits sehr viel Verantwortung übernommen werden kann, fühle ich mich sehr gut auf mein Berufsleben vorbereitet. Wenn ich einmal nicht weiter wusste, dann waren immer Kollegen da, die mir mit Rat und Tat zur Seite standen.
Gibt es für dich bei Ubisoft die Möglichkeit direkt übernommen zu werden oder wie sehen deine beruflichen Pläne derzeit aus?
Pierre: Bereits vor dem Beginn meiner Ausbildung wurde offen kommuniziert, dass eine Übernahme in den Betrieb möglich ist, wenn Stellen zu besetzen sind. Ich habe vor etwa zwei Wochen die Ausbildung beendet und sämtliche Prüfungen bestanden. Direkt im Anschluss bin ich zu UBISOFT Blue Byte gewechselt und sammle neue Erfahrungen innerhalb der Developer QA für das Projekt „Die Siedler Online“. Es ist eine sehr anspruchsvolle Tätigkeit, die viel Geduld und viel Ausdauer verlangt. Neue Features wandern über meinen Tisch und dürfen ihn erst verlassen, wenn sie fehlerfrei sind und mit allen anderen Funktionen des Spiels harmonieren. Es ist wirklich spannend, ein paar Einblicke in die Entwicklung und den Betrieb eines Free-to-Play Browserspiels zu erlangen. Nichtsdestotrotz sind meine Fertigkeiten im Bereich Marketing dank meiner fundierten Ausbildung stark ausgeprägt und wenn sich die Chance bietet, möchte ich gerne wieder in diesem Bereich tätig sein. Denn wenn man erst einmal Branchenluft geschnuppert hat, möchte man ungern in einem anderen Feld tätig sein. Sowohl die Vorgesetzten, als auch der Bereich Human Resources haben sich aktiv bemüht, für mich eine passende Stelle nach meiner Ausbildung zu finden. Das hat in der Vergangenheit oft sehr gut funktioniert und einige ehemalige Auszubildende sind jetzt sogar Manager.
Zeit für schamlose Eigenwerbung: Welches private Projekt oder sonstiges müssen unsere Leser einfach kennenlernen?
Pierre: Seit einiger Zeit bin ich wieder für ein kleines, kunterbuntes Videospielmagazin im Online-Bereich tätig. Next2Games.de ist DIE zentrale Anlaufstelle für die Welt der Videospiele. Dort betreue ich hauptsächlich die News Sektion und verfasse hin und wieder auch mal einen Artikel 🙂 – Reinschauen lohnt sich!
Vielen Dank Pierre für das Interview und dir weiterhin viel Erfolg bei Blue Byte. Weitere Jobangebote findet ihr direkt bei Ubisoft Deutschland.
Sehr schöner Artikel. So bekommt man einen kleinen Einblick in eine solche Ausbildungsstelle. Könnte ich mir auch sehr gut vorstellen.