Seit dem heutigen Frühstück beschäftigt mich genau diese Frage – Schreibt man nach einem Vorstellungsgespräch eine Dankes-Mail an den Personaler? Schuld an dieser Frage ist ein Artikel in der bei meinem Bäcker des Vertrauens ausliegenden Karriere-Zeitung für Norddeutschland „Jobs-Kompakt Nord“.
Vom Bäcker zu Hause angekommen, saß ich nun beim Frühstück – im Multitasking-Style wie es sich gehört – in der einen Hand das Brötchen in der anderen den Kaffee, nebenbei Beschallung durch das ARD-Morgenmagazin, wo es gerade mal wieder um den Steuerskandal von Herrn Hoeneß ging und natürlich um den 4:0 Sieg des FC Bayern gegen Barcelona. Und dann! Mit einem Auge in die Karriere-Zeitung schielend, kam meine persönliche News des Tages: „Ein Dankesbrief nach dem Vorstellungsgespräch erhöht die Job-Chancen deutlich“. So die Subheadline des Artikels in besagter Zeitung. Aha?! Ein Aprés-Bewerbungsgespräch-Schreiben – gibt’s das, davon habe ich noch nie gehört?! Ihr etwa?
Mehr als nur ein Danke
Mein Brötchen kauend las ich weiter und erfuhr, dass es sich bei dem Dankesbrief nicht nur um eine „Danksagung“ handelt (Gott sei Dank), sondern vielmehr um ein Schreiben, indem sich der Bewerber im ersten Satz natürlich für das super-tolle-nette Gespräch bedankt, in dem aber anschließend vor allem „ein paar persönliche Worte“ fallen und der Eindruck zum Bewerbungsgespräch wiedergegeben wird.
An dieser Stelle musste ich unweigerlich an das ein oder andere Bewerbungsgespräch zurückdenken und da kam mir spontan Folgendes in den Sinn:
Lieber Herr Mustermann,
ich war total aufgeregt und habe geschwitzt wie in einer finnischen 120 Grad Sauna aber ansonsten fand ich es sehr angenehm, nur schade, dass Sie im Intro die komplette Unternehmensgeschichte runtergebetet haben, die habe ich doch vorab auswendig gelernt …
Ok, dies ist wahrscheinlich ein sehr gutes Beispiel dafür, wie man das Schreiben nicht formulieren sollte. Also, Scherz beiseite. Wobei das mit der Unternehmenshistorie nicht ganz unwahr ist 😉
Engel links, Teufel rechts …
Neben der eigenen Reflektion zum Vorstellungsgespräch kann eine Dankes-Mail laut Artikel auch dazu dienen, jene Punkte anzusprechen bzw. zu erfragen, die man im Bewerbungsgespräch vergessen hat. Auf den ersten Blick klingt das sinnig, zeigt es dem Personaler immerhin – so wäre es denkbar – ,dass sich der Bewerber wirklich für den Job interessiert und alles daran setzt, seine Chancen für diesen zu erhöhen. Und so sprach der Engel auf der Rechten: Schreibe den Brief, er/sie will es doch auch …
Oder liegt dieser Engel falsch? Könnte der Personaler nicht eher den Eindruck erhalten, der Bewerber habe sich nicht gründlich genug auf das Vorstellungsgespräch vorbereitet und daher die wesentlichen Fragen nicht gestellt? Und so schreit der Engel von Linken: Halt, der Artikel will dich linken…
Hm, und welcher Engel hat nun Recht?
Weiter heißt es in dem Artikel, dass Dankesschreiben nach einem Bewerbungsgespräch in Amerika von 80 Prozent der Personaler als Selbstverständlichkeit angesehen werden und auch in Deutschland freut sich scheinbar mittlerweile jeder Zweite über ein solches Schreiben. Aus welcher Erhebung die Zahlen stammen wird in dem Text leider nicht angegeben.
Also ich habe bisher noch nie einen solchen Anschlussbrief verfasst und bis heute auch noch nie davon gehört. Waren meine Studienfreunde einfach spitzfindig und haben es nie mir gegenüber erwähnt, um eine Konkurrentin auszuschalten? Nein, never ever!!! Letztendlich bin ich mir auch nicht sicher, ob ich mich für diesen Weg entschieden hätte, kann ich mich von dem ersten Eindruck, den der Artikel auf mich gemacht hat, noch immer nicht ganz frei machen – So was machen doch nur Schleimer … sorry.
Daher jetzt mal Butter bei die Fische: Was ist dran an diesem Dankesschrieben?
Liebe Personaler, die ihr das hier lest – Wie steht ihr dazu? Begrüßt ihr diese Art von Nachfassschreiben und kann es die Job-Chancen tatsächlich erhöhen?
Quelle:
„Vielen Dank, Chef: Ein Dankesbrief nach dem Vorstellungsgespräch erhöht die Job-Chancen deutlich“ in: Jobs-Kompakt Nord, Nr. 08/13, S.3.
Vielen Dank für den gelungenen Post! Ich bin momentan auch in der Bewerbungsphase und auf JObsuche und seltsamerweise noch nicht auf die Idee gekommen mich nach einem Vorstellungsgespräch zu bedanken. Meistens bin ich nach einem Vorstellungsgespräch einfach nur froh, dass diese Drucksituation vorbei ist. Außerdem werde ich ungeduldig, wie lange ich auf eine Antwort warten muss (siehe hier https://dabego.de/wie-lange-soll-ich-nach-dem-vorstellungsgespraech-warten/). Aber um grade das zu beeinflussen wäre es natürlich gut, eine kurze Dankesmail zu verfassen. Ich werde das auf jedenfall das nächste Mal probieren. Vielleicht habe ich damit ja Glück!
Hallo Simon, es freut uns, dass Dir unser Post etwas gebracht hat. Viel Erfolg wünscht Dir das Games-Career.com Team!