Google Stadia – die Zukunft des Gaming?

02.04.2019

Cloud-Gaming steht schon länger in der Diskussion und wird als künftige Entwicklung der Games-Branche gesehen. Jetzt prescht Google mit seiner neu angekündigten Plattform Stadia in dem Bereich vor. Sie soll Gamer*innen, Content-Creator auf YouTube und Spieleentwickler und -publisher noch näher zusammenbringen und Features für jeden bereitstellen. Viele Fragen sind aber noch offen.

Google hat auf der Games Developer Conference 2019 in San Francisco seine neue Streaming-Plattform Stadia vorgestellt und stellt sich damit in der Games-Branche speziell im Bereich Cloud-Gaming sehr breit auf. Der Launch von Stadia soll noch 2019 erfolgen. Doch was kann Stadia genau?
Insgesamt soll die Plattform für alle Beteiligten der Games-Branche etwas zu bieten haben und so für eine stärkere Vernetzung der einzelnen Akteure sorgen. Verschiedene Features bedienen sowohl Gamer*innen, Content-Creator auf YouTube als auch Spieleentwickler und -publisher.

Für die weltweite Spielerschaft will Google einen möglichst frei zugänglichen, benutzerfreundlichen Streaming-Dienst für Games anbieten. Die Spiele werden sich in der Cloud befinden und auch dort abgespielt sowie gespeichert. Diese Daten werden an das Endgerät gesendet. Google Stadia wird deshalb auf mehreren Endgeräten spielbar sein und für die Titel sogar Crossplay ermöglichen. Zum Launch soll Stadia auf Desktop, Laptop, TV, Tablet und Smartphone übertragbar sein. Zum Spielen werden keine Konsolen und kein Computer benötigt. Nur eine Internetverbindung ist vonnöten, wobei noch keiner weiß, wie gut diese Verbindung wirklich sein muss. Und das Spielen soll so auch jederzeit möglich sein, z.B. unterwegs auf dem Tablet.
Downloads und Updates gehören der Vergangenheit an. Die Spiele werden in der Cloud immer auf dem neusten Stand gehalten. Innerhalb von wenigen Sekunden soll es den Nutzern möglich sein, sich mit dem Spiel in der Cloud zu verbinden.
Speicherstände werden ebenfalls in der Cloud gespeichert und in Links generiert, die man auch mit anderen Spielern teilen kann. So können beispielsweise optionale Bosse in RPGs mit bereits aufgelevelten Charakteren bekämpft werden, ohne dass man im eigenen Spiel soweit kommen muss.
Auch Couch-Multiplayer mit Split-Screen erleben durch Stadia ein Comeback, denn Spiele in Koop auf demselben Endgerät zu spielen soll künftig überhaupt kein Problem mehr sein.

Comeback der Couch-Koop: Demonstration des Split-Screens während der Stadia Präsentation

Comeback der Couch-Koop: Demonstration des Split-Screens während der Stadia Präsentation

Des Weiteren soll es über Stadia in Bezug auf Multiplayer-Titel möglich sein, direkt in das Spiel eines anderen mit einzusteigen, was unter anderem Content-Creator auf YouTube dabei helfen soll, noch stärker mit der Community zu interagieren. Zudem wird es in bestimmten Spielen ebenfalls möglich sein, dem aktiven Spieler Hilfestellungen zu geben, etwa indem Zuschauer via Stadia Objekte oder Wege markieren. Zudem können die Spielgeschehen mehrerer Personen gleichzeitig verfolgt werden. Als Zuschauer kann man sich z.B. mehrere Spielfiguren fokussieren und bekommt eine Auswahl an Streams, zwischen denen man hin- und herschalten kann wie z.B. zwischen Kameras auf dem Fußballfeld, um mehrere Blickwinkel einzusehen. Auf YouTube wird es außerdem möglich sein, direkt im Anschluss einer Let’s Play Folge per Klick das gerade gezeigte Spiel in der Cloud zu betreten und selbst drauf loszuspielen.

Entwickler und Publisher von Games können ab sofort stärker mit Google zusammenarbeiten und Stadia als Entwicklerplattform für ihre Spiele nutzen. Google ist bereit, seinen Partnern die entsprechende Technik und Leistung zur Verfügung zu stellen. So wird Entwicklern natürlich zum einen die Möglichkeit geboten, ihr Spiel plattformübergreifend anzubieten und somit noch mehr Spieler zu erreichen. Zum anderen hat Google zum Launch 4K, 60 fps, HDR und Surround Sound versprochen und ködert Entwickler damit, dass bald 8K bei 120 fps möglich sein werden und immer beinah grenzenlose Ressourcen und Rechenpower zur Verfügung gestellt werden. Zumindest sollen die Entwickler nicht so stark durch technische Voraussetzungen der Hardware limitiert werden, wie es bisher bei Konsolen oder Computern der Fall ist.
Zudem profitieren Entwickler und Publisher von einem weltweiten Vertrieb, da Stadia überall dort zugänglich sein soll, wo Google ist. Google besitzt über 7500 Rechenzentren weltweit und ist mehr als 200 Ländern vertreten. Nur die Sprachausgaben sind noch Entwickler- bzw. Publishersache.
Zum Launch hat Google bereits starke Partner gefunden, die Google Stadia unterstützen und Entwicklern zusätzlich mehr Spielraum geben, so unter anderem AMD, Vulkan, Linux, Unreal Engine, Cry Engine, unity und havok.
Google hat des Weiteren ein eigenes Entwicklerstudio eröffnet, um Titel für Stadia selbst zu produzieren.

Vorstellung der Partner von Stadia während der Stadia Präsentation auf der Games Developer Conference 2019

Vorstellung der Partner von Stadia während der Stadia Präsentation auf der Games Developer Conference 2019

Die Kehrseite der Medaille

Noch sind so einige Fragen offen, die eine wichtige Rolle spielen werden, ob Stadia wirklich erfolgreich wird. Zum einen ist das Geschäftsmodell noch unklar. Wird es ein Stadia-Abonnement und somit unbegrenzten Genuss aller Stadia-Games geben? Oder ist der Account kostenlos und man muss sich die Spiele kaufen, um dafür freigeschaltet zu werden? Zudem stehen die Preise noch nicht fest. Im Fall eines Stadia-Abos, ähnlich wie bei Netflix, würden dem Spieler die Spiele auch nicht mehr selbst gehören, weder als Hardcopy noch digital.

Weiterhin ist unklar, wie gut die Internetverbindung sein muss, um Stadia einwandfrei nutzen zu können. Es bleibt in dem Zusammenhang auch abzuwarten, ob Stadia wirklich so unkompliziert funktioniert (ohne Verzögerungen im Spiel etc.).

Gerade in den nächsten Jahren werden Konsolen und Computer sicher nicht unerlässlich werden. Viele Spiele werden ja auch noch dafür produziert. Ältere Games werden voraussichtlich erstmal nicht über Stadia laufen. Und auch Exklusivtitel werden noch weiter Thema sein, etwa wenn ein Spiel exklusiv für Playstation 5 erscheint oder EA wieder einen AAA-Titel auf Origin rausbringt. Die anderen Plattformanbieter werden natürlich auch versuchen, ihre Marktposition wieder zu stärken. Auch was Games-Streaming betrifft gibt es schon einige Anbieter: Playstation Now, Geforce Now oder Shadow, wobei man da kein Spiele-Abo hat, sondern einen virtuellen Windows-Rechner für die eigene Spielebibliothek bucht. Nachziehen werden mit Sicherheit noch Microsoft mit „Project CloudX“, EA mit Origin oder Valve mit Steam.
Es ist überhaupt noch überwiegend unklar, wie viele und welche Entwickler und Publisher nun wirklich mit Google zusammenarbeiten und Spiele auf Stadia anbieten werden. Und es steht dementsprechend auch noch nicht fest, wie viele Games zum Launch zur Verfügung stehen werden.

Ein weiteres wichtiges Thema sind Datenschutz und Hacking. Gerade in Deutschland wird zum Start von Stadia sicherlich Datenschutz wieder ein Thema werden.

Fazit

Insgesamt ist Stadia eine sehr interessante Plattform und wird für spannende Entwicklungen auf dem Games-Markt sorgen. Entscheidend für den Erfolg und die finale Nutzung wird jedoch die Umsetzung. Voraussichtlich müssen wir jedoch nicht mehr lang warten, bis wir Stadia ausprobieren können. Google Stadia wird noch in diesem Jahr gelauncht.

Wer sich die Präsentation von Stadia auf der Games Developer Conference 2019 in San Francisco nochmal anschauen will, kann das auf YouTube tun.

About the author

Marie
Marie
Marie spielt schon seit ihrer frühen Kindheit Video- und Computerspiele. Mit nur 5 Jahren spielte sie u.a. "Super Mario World" auf dem SNES. Inzwischen zockt sie auf'm PC, mobil und hält Sony Playstation Konsolen die Treue. Im Laufe der Jahre hat Marie ihr Hobby noch vielschichtiger ausgeprägt: Sie schaut Gaming-Kanäle auf YouTube und Twitch und hält sich im eSport auf dem Laufenden. Aufgrund ihrer Leidenschaft für's Gaming ist es nicht verwunderlich, dass sie schon während ihres Studiums beruflichen Bezug zum Gaming entwickeln wollte. Das ist ihr gelungen: Bei Quinke Networks kann Marie ihrem Hobby weiter nachgehen.

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