Köpfe der Spielebranche: Interview mit Game Design Expertin Prof. Dr. Linda Breitlauch

25.08.2015
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Prof. Dr. Linda Breitlauch

Wie ihr wisst, stellen wir euch in unserer Blogreihe „Köpfe der Spielebranche“ gern die bekanntesten Persönlichkeiten der deutschen Games-Szene vor. Mit Jochen DominicusPoki und Dennis Kogel konnten wir bereits schöne Gespräche zu ihrem Werdegang und Arbeitsalltag führen. Zeit, dass auch einmal die Frauen der Branche adäquat repräsentiert werden. Wer könnte das besser als eine Pionierin der Games-Ausbildung, Jury-Mitglied diverser großer Spieleawards und Nominierte für den „European Women in Games Hall of Fame Award“? Die Rede ist natürlich von Prof. Dr. Linda Breitlauch, die neben ihrer Professur für Game Design an der Hochschule Trier diverse weitere Posten bekleidet – zum Beispiel als Vorstandsmitglied im GAME Bundesverband.

Wie für Linda alles anfing und welche Potenziale sie in der deutschen Games-Branche – insbesondere in der Ausbildungssituation – sieht, verrät sie im Interview. Viel Spaß beim Lesen!

Games-Career.com: Karriere im Bereich Games: Eher Zufall, oder war es schon immer dein Ziel?

Linda Breitlauch: Weder noch – ich habe ein zweites Studium an der Filmhochschule im Studiengang Dramaturgie und Storytelling angefangen, wollte dann aber nicht zum Fernsehen. Da ich schon seit meiner Jugend spiele und mich die Potenziale des Interactive Storytelling begeisterten, habe ich mich in Richtung Games orientiert – auch wissenschaftlich.

GC: Du zählst zu den bekannten Köpfen der deutschen Games-Branche. Was hast du, was andere nicht haben?

LB: Besonders am Herzen liegt mir die Weiterentwicklung der Ausbildung, um maßgebliche innovative Impulse für die Branche zu ermöglichen. Vor allem fördere ich junge Menschen in ihrer Leidenschaft, stärke wo möglich ihre Fähigkeiten und Kompetenzen und unterstütze dabei, Schnittstellen in die Branche zu knüpfen. Ich versuche, die gesellschaftliche Positionierung von Games im komplexen Spannungsfeld von Kreativwirtschaft, Kultur, Politik, Wissenschaft und Kunst bestmöglich zu unterstützen. Ich bin überzeugt von den Potenzialen des Mediums, sei es im Unterhaltungs-, Lern- oder Storytellingbereich. Dafür streite, diskutiere und vernetze ich. Ich weiß aber, dass ich mit diesen Anliegen nicht die einzige bin.

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Auch in den sozialen Medien macht Linda sich für ein besseres Image von Games und Gamern stark

GC: Wie siehst du aktuell die Karrierechancen in der Games-Branche?

LB: Natürlich wächst der Markt weltweit und es wird vielfach über Fachkräftemangel in der Games-Branche geklagt. Andererseits gibt es für viele Absolventen noch immer nur den Weg über Praktika, um überhaupt in die Branche zu kommen. Zwar entspannt sich diese Situation mehr und mehr, aber gut ausgebildete Absolventen entscheiden sich immer häufiger dafür, in andere Branchen zu wechseln. Dort wird inzwischen gezielt nach Absolventen von Games-Studiengängen Ausschau gehalten, um deren Expertise vor allem in den Themenfeldern User Experience, Spielmechaniken, Technologie und Design für ihre Bereiche zu nutzen. Das zeigt, wie zukunftsträchtig diese Ausbildung auch außerhalb der Branche ist.

Ein Denkfehler mancher Branchenteilnehmer ist, es würde ausreichen, von den Ausbildern passgenaue Unternehmensausbildung und sogar Kriterienkataloge zu fordern. Tatsächlich bekommen die meisten Unternehmen dann die wirklich guten Absolventen inzwischen gar nicht mehr zu Gesicht, da diese sich entweder selbstständig machen oder in Unternehmen wechseln, die sich während der Ausbildung um die Studenten bemüht haben, sei es durch Dozententätigkeit, Vorträge oder Stipendien.

GC: Was ist das Schönste an deinem Job? Was stresst?

LB: Das schöne ist: in meinem Job macht alles Spaß, nicht nur, weil ich aus Forschungs- und Lehrzwecken viel spielen muss ^^. Ich finde es großartig mit Studierenden innovative Projekte zu entwickeln. Die Arbeit im GAME und für die Branche, für die Themen Kultur und Bildung –  es entstehen ständig neue und spannende Themenfelder und auch Konflikte, aber ich entwickle mich so weiter. Was ich stressig finde ist, wenn es jemanden nicht mehr um die Sache, sondern nur um Einfluss oder Anerkennung geht.

GC: Sind Spiele nach wie vor ein privates Hobby von dir? Oder hast du nach getaner Arbeit genug von ihnen?

LB: Ich spiele sehr gerne, aber zugegeben fehlt mir oft die Zeit, was ich manchmal bedaure.

GC: Wie sieht dein typischer Arbeitstag aus?

LB: Während der Vorlesungszeiten bin ich logischerweise fast täglich an der Hochschule, in Seminaren, Vorlesungen, Projekten und Gremien. Hinzu kommen mein Engagement im GAME, in den verschiedenen Jurys und gelegentlichen Konferenzen. Während der vorlesungsfreien Zeit schreibe ich Aufsätze, betreue und betreibe Projekte, beschäftige mich mit aktuellen Forschungen.

GC: Was ist das größte Problem, das die Branche derzeit zu lösen hat?

LB: Das größte Problem ist, die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Games-Industrie im internationalen Förderwettbewerb herzustellen – Kanada, UK, Korea usw. haben besser ausgestattete und effizientere Förderprogramme. Deutschland wird in der Außenwahrnehmung immer noch zu sehr als Absatzmarkt wahrgenommen.
Im Vergleich mit der Filmförderung ist die Gamesförderung in Deutschland noch immer verschwindend gering. Nicht nur Kreativität und Innovation, vor allem die Entwickler werden dadurch beeinträchtigt, und auch international geht die Anschlussfähigkeit im Hinblick auf Technologietransfer und Innovation mehr und mehr verloren, die eine wichtige Grundlage der Zukunftsfähigkeit der deutschen Industrie 4.0 bilden.

GC: Worauf freust du dich vor jedem Arbeitstag am meisten?

LB: Auf das T-Shirt des Tages. Und dann auf die nächsten spannenden Ideen meiner Studenten.

GC: Was ist der größte Irrglaube bezogen auf die Arbeit als Professorin im Bereich Games?

LB: Dass Professoren für Game Design keine Computerspiele spielen.

Wir möchten uns ganz herzlich für das Interview bedanken und empfehlen euch Lindas Blog für mehr Infos und Storys. Lindas Twitter ist auch einen Follow wert!

Und nicht vergessen: Bildungseinrichtungen für Games und die besten Jobs aus der Industrie findet ihr wie immer auf Games-Career.com.

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2 Gedanken zu “Köpfe der Spielebranche: Interview mit Game Design Expertin Prof. Dr. Linda Breitlauch

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