Köpfe der Spielebranche: Interview mit Jochen Dominicus über die Arbeit als Spielejournalist

12.05.2014
Caption hier!

Jochen Dominicus – Spielejournalist, Moderator und GIGA-Veteran

Die Gamesbranche boomt. Von Deutschland bis Finnland lässt sich gutes Geld mit guten Spielen verdienen – egal ob im Browser, auf dem Smartphone oder der Konsole. Computer- und Videospiele sind ein Massenphänomen und für viele das liebste Hobby. In unserer neuen Interview-Reihe möchten wir einen Blick hinter die Kulissen der Spielebranche werfen. Köpfe und Vordenker der Industrie geben einen Einblick in ihre Arbeit, haben Karriere-Tipps und verraten uns, was sie an der Branche lieben und was sie nervt. Unseren heutigen Gesprächspartner lässt das Thema Gaming seit Jahren nicht mehr los: Jochen Dominicus (43) ist Spielejournalist, Moderator und Gründer seiner eigenen Medien-Produktionsfirma „Die Sendeplaner„. Bereits 1999 hat er beim Jugendsender NBC GIGA Spiele ins TV gebracht. Heute moderiert er Shows auf YouTube und im Fernsehen. Wie Jochen seinen Weg in der Spielebranche gegangen ist, wie die Arbeit als Spieleredakteur aussieht und was er über den aktuellen Zustand der Branche denkt, verrät er im Interview.

Ältere Semester kennen Jochen Dominicus aus seiner Zeit als Moderator bei NBC GIGA. Zusammen mit George Zaal stand er ab 1999 jeden Wochentag fünf Stunden vor der Kamera und berichtete in der beliebten TV-Sendung über die neusten Spiele. Heute ist Jochen Gründer und gesellschaftender Geschäftsführer der Sendeplaner und produziert unter anderem TV Formate und Inhalte rund um das Thema Videospiele. Mit an Bord ist auch wieder George Zaal mit dem Jochen auf YouTube die Formate „SuperGamesTV“ und „BäämTV“ moderiert. Bei N-JOY berichtet Jochen im Games-Check ebenfalls über die neuesten Spiele für PC und Konsolen. Wie es dazu gekommen ist und ob es eine Altersobergrenze für das Arbeiten in der Spielebranche gibt, verrät Jochen im Interview.

Karriere in der Games-Branche: Eher Zufall, oder war es schon immer dein Ziel?

Jochen Dominicus: Ehrlich gesagt weiß ich gar nicht, ob ich Karriere gemacht habe. Ein Ziel Karriere zu machen, hatte ich nie. Für mich zählt beruflich immer nur eines: „Es muss Spaß machen“. Und beruflich mit Videospielen zu tun zu haben, ist natürlich extrem großer Spaß. Als ich 1998 beruflich mit Videospielen zu tun hatte, startete gerade NBC GIGA und ich war Redakteur bei Sat1 17:30 in Dortmund. Ich hatte im Express einen ersten Artikel über GIGA gelesen und war sofort begeistert. Ein Haufen Wahnsinniger macht fünf Stunden Live Sendung fürs TV und verbindet es mit dem Internet. Und sie suchten sogar noch Moderatoren. GIGA war natürlich mein Beginn und somit war es dann auch tatsächlich Zufall, dass ich auch in die Gamesbranche gerutscht bin. Ein Traum war es aber nie. Die Moderation aber schon.

Was gibst du denjenigen mit auf den Weg, die in der Games-Branche durchstarten wollen?

JD: Vor allem der Spaß sollte im Vordergrund stehen. Alles andere ergibt sich dann. Nur sollte einem schon vorher bewusst sein, dass man nicht alleine Spaß hat an Videospielen. Die Konkurrenzsituation ist größer geworden.

Caption folgt!

Jochen moderiert bei N-JOY die Rubrik Games-Check

Was ist das Schönste an deinem Job? Was stresst?

JD: Das Schönste ist vor allem, das Thema Videospiele immer wieder von Neuem zu erleben und sich auch immer wieder neue Formate für Web und TV einfallen lassen zu können. Gerade im Web kann man sich komplett austoben, viele Sachen austesten. Stressig ist es vor allem dann, wenn die Gamescom-Zeit anbricht. In den letzten beiden Jahren waren die Sendeplaner gleich für drei Sender vor Ort und haben berichtet. Dazu noch fürs Netz. Die Planung und vor allem die Messe 2013 mit über 320 Tausend Besuchern war sehr stressig.

Wie sieht dein typischer Arbeitstag aus?

JD: Leider besteht der aktuell nicht mehr so viel aus Zocken, denn dafür wird die Zeit in den letzten Jahren immer knapper. Durch die Gründung der „Sendeplaner“ hat sich die Arbeit verlagert. So schlimme Worte wie Buchhaltung, Akquise und Planung stehen immer öfter auf dem Tagesplan. In unserer Redaktion wird aber trotzdem fleißig gedaddelt und jedes Spiel unter die Lupe genommen.

Sind Spiele nach wie vor ein privates Hobby von dir? Oder hast du nach der Arbeit genug von ihnen?

JD: Zocken gehört nach wie vor auch zum Hobby. Jeden Dienstag 21:15 Uhr startet zum Beispiel die Dientagsszockerrunde. Sie besteht aus einer gepflegten Runde Counter-Strike: Source mit Freunden, die sich jede Woche wie kleine Kinder auf die Session freuen. Großer Spaß!

Wer arbeitet härter? Journalisten, Entwickler, Publisher…?

JD: Ich maße mir eine Beurteilung der Entwickler-Arbeit und Publisher-Arbeit nicht an. Aber ich kann mir vorstellen, dass Entwickler jede Menge mehr Stress haben als wir Journalisten. Denn in der Regel ist der Termindruck so groß, dass die Kollegen jede Menge Überstunden machen müssen, um Ihr Produkt rechtzeitig fertig zu bekommen. Ich denke die Journalisten sind da entspannter, obwohl auch hier natürlich oft viel Stress vorhanden ist.

Caption folgt!

„Man wird nicht zu alt für Gaming, solange man immer noch Spaß daran hat.“

Was machst du, wenn du morgen aufwachst und es keine Videospielbranche mehr gibt?

JD: Dann versuche ich dafür zu sorgen, dass es wieder eine gibt, oder aber ich reibe mir die Augen und merke, dass ich auf einem anderen Planeten gelandet bin.

Was ist das größte Problem, dass die Branche derzeit zu lösen hat?

JD: Ich denke andere Branchen haben durchaus größere Probleme, als die Gamesbranche. Deshalb ist ja beispielsweise auch die Suche nach neuen Mitarbeitern, gerade im Bereich des Mobile Gaming ein bisschen Jammern auf hohem Niveau. Andere Branchen sind froh, wenn es sie in fünf Jahren überhaupt noch gibt. Aus Spielersicht ist die Herausforderung der Gamesbranche aber sicherlich, ob sie es schafft, mich weiterhin zu begeistern. Und dazu braucht es tatsächlich sehr kreative Mitarbeiter und weiterhin tolle Spielideen. Ein Problem sehe ich aber durchaus noch aus journalistischer Sicht. Da die Budgets der Spieleentwickler immer größer werden, wird natürlich immer weniger dem Zufall überlassen. So bekommen Journalisten immer nur das gezeigt, was Spielefirmen wollen, sie hören stets den gleichen Wortlaut der Entwickler, und bekommen immer öfter Restriktionen bei ihrer Veröffentlichung. Das wird mit Sicherheit noch stärker werden. Es fehlen die Typen der Branche, davon gibt es eindeutig zu wenig aus journalistischer Sicht.

Gibt es eine Altersobergrenze, um in der Spielebranche zu arbeiten?

JD: Viele meiner ehemaligen Kollegen fragen mich noch heute: „Hey Jochen, willst du nicht langsam mal mit dem Gaming aufhören?“ Die Antwort ist ganz klar. Man wird nicht zu alt, solange man immer noch Spaß daran hat. Seit 1998 arbeite ich nun in der Branche und wachse mit ihr. Anfangs, als wir die ersten Videospiele im TV gezeigt haben bei GIGA, wurden wir von vielen belächelt. Schon damals wusste ich, dass sich das Gaming durchsetzen wird. Und siehe da: Manche Budgets übersteigen locker Hollywoodproduktionen. Und der Branche wird es mit neuen Innovationen auch in der nächsten Zukunft weiterhin gut gehen. Denn die Lust am Spielen verspüren doch irgendwie alle von uns

Was ist der größte Irrglauben bezogen auf die Arbeit als Spieleredakteur?

JD: Dass es ausschließlich rund um die Uhr Spaß macht.

Vielen Dank für das Interview Jochen und noch lange viel Spaß beim Zocken und darüber berichten.

About the author

Games-Career Blog
Games-Career Blog
Auf unserem Games-Career Blog widmen wir uns den Themen Games-Branche, Karriere und natürlich Games. Dabei setzen wir nicht nur auf eigene Artikel. Genauso interessieren wir uns für deine Ansichten, Meinungen und Erfahrungen zu eben diesen Themen. Mit dem Blog möchten wir dir die Möglichkeit geben, deine Ansichten und Ideen mit der Games-Career Community zu teilen. Betrieben wird der Blog von Quinke Networks.

3 Gedanken zu “Köpfe der Spielebranche: Interview mit Jochen Dominicus über die Arbeit als Spielejournalist

  1. Pingback: Poki im Interview über seine Arbeit und das Erzählen von Geschichten | Games-Career Blog

  2. Pingback: Dennis Kogel über Spielejournalismus | Games-Career Blog

  3. Pingback: Game Design Expertin Prof. Dr. Linda Breitlauch im Interview | Games-Career Blog

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*