Spieleinstieg #9 : Wie werde ich Game Designer?

15.11.2013

Interview mit Christin Matt, Game Designerin bei InnoGames über:
„Cowboys, Siedler, gigantische Weltraumschlachten und die Kunst guten Game Designs“

Christin Matt ist Game Designerin bei InnoGames und hat eine Spürnase für gute Spielideen.

Viele denken bei der Vielzahl unterschiedlicher Jobs, die es in der Gamesbranche gibt zuerst an den Game Designer. Ebenso häufig ist der Wunsch zu hören, als Game Designer seine eigenen Spiele zu entwickeln. Doch wie sehen eigentlich die täglichen Aufgaben eines Game Designers aus? Wie wird man Game Designer? Und was macht einen guten Game Designer aus? Auf diese Fragen bekommt ihr in unserer Spieleinstieg-Interviewreihe Antworten von Christin Matt, die bei InnoGames als Game Designerin arbeitet. Gleichzeitig gibt Christin Tipps für angehende Game Designer und einen Einblick in Entwicklung des Western-RPGs „The West„.

1. Was macht ein Game Designer und wie sieht Dein typischer Tagesablauf aus?

Christin: Als Game Designer arbeite ich nicht alleine, sondern im Team mit anderen Designern, Grafikern, Programmieren, Community Managern und dem Produktmanager/Producer. Kommunikation ist hier also das A und O. Man muss in der Lage sein, den Wust in seinem Gehirn strukturiert anderen mitteilen zu können, mit ihnen zu diskutieren, und gemeinsam Lösungen zu finden.

Das Team arbeitet agil, das bedeutet, dass wir alle zwei Wochen eine Iteration starten. Dazu legen wir zuerst Stories fest – also die Features, Verbesserungen usw., die in diesem Zeitraum gemacht werden. Danach schätzen wir den Aufwand ab, so dass jeder sich innerhalb der zwei Wochen nach seiner eigenen Regie ans Werk machen kann. Eine Aufgabe des Game Designers ist es dabei, jedem Teammitglied die relevanten Informationen über die geplanten Stories zukommen zu lassen: Design Dokumente, Formeln, Balancing Charts, und so weiter. Nur wenn der Informationsfluss stimmt und jeder up-to-date ist, klappt das.

Momentan beschäftige ich mich zum Beispiel mit der Main Story unseres Spiels. Ich designe eine lange Questreihe, die den Spieler von Anfang bis Ende begleitet, und implementiere diese selbst. Ein Game Designer kann sich also auch auf interdisziplinäre Aufgaben freuen. Man lernt nie aus.

2. Seit wann arbeitest du in der Games-Branche?

Christin: Seit 2009.

3. Wie verlief dein Einstieg in die Games-Branche?

Christin: Durch ein sechsmonatiges Praktikum bei Blue Byte. Ich hatte das Glück, dass mich damals Andreas Nitsche, der Kopf hinter Siedler 7, unter seine Fittiche genommen hat. Das Team bestand aus alten Hasen, von denen ich sehr viel lernen konnte. Damals habe ich schon als Praktikant viel eigene Verantwortung über Teilbereiche des Spiels bekommen und wuchs mit meinen Aufgaben. Nach den sechs Monaten wurde ich dann als Junior Game Designer eingestellt.

4. Was für eine Ausbildung hast Du gemacht? Und wie gut hat dich deine Ausbildung auf deinen jetzigen Job vorbereitet?

Christin: Es ist definitiv ratsam ein Studium an einer Uni oder FH zu machen. Viele Leute steigen mit einem Studium im Bereich Informatik ein. Es gibt aber auch viele Quereinsteiger wie zum Beispiel Physiker. Rückblickend wäre heute meine Wahl auf Medieninformatik gefallen. Damals habe ich Literatur und Sprachwissenschaften studiert. Das klingt zwar ziemlich weit ab vom Schuss, dennoch hilft mir das heute sehr weiter. Der Aufbau von Geschichten und Dialogen sowie Literatur-Kenntnisse eignen sich klasse um zum Beispiel Quests zu designen und einen roten Faden ins Spiel zu bringen.

In The West tritt der Spieler in die Fußstapfen bekannter Western-Helden.

5. Welchen Tipp würdest du Bewerbern geben, die sich als Game Designer bei Spielefirmen bewerben?

Christin: Ein Praktikum ist ein guter erster Schritt. Viele Firmen, wie beispielsweise InnoGames, bieten ein Duales Studium an – ein perfekter Weg sich schon während der Ausbildung praktische Erfahrung anzueignen.

Es gibt viele gute Bücher, die einem beim Bewerbungsgespräch eine fundierte Grundlage bieten. Die Titel „Rules of Play“ oder „The Art of Game Design“ sind sehr empfehlenswert. Auch ein kleines Wissen über den tatsächlichen Entwicklungs-Prozess schadet nicht. Es gibt gute Bücher, die einem nach dem Prinzip learning by doing beibringen, kleine Spiele zu basteln.

Ansonsten: spielt euch die Augen viereckig – und spielt über euren eigenen Geschmack hinaus alles was euch in die Finger kommt. Ein Game Designer sollte eine gute Übersicht über den Markt haben und viele verschiedene Spiele kennen wie seine Westentasche.

6. Wenn du einen neuen Kollegen für den Bereich Game Design einstellen solltest – auf was würdest DU besonderen Wert legen?

Christin: Ich behaupte, dass man Game Design nicht aus der Theorie lernen kann. Man wird erst durch Erfahrung zu einem guten Designer. Deswegen ist es bei Neulingen wichtig, dass sie mit Leidenschaft an die Sache gehen, lernbereit sind und alles aufsaugen wie ein Schwamm. Ein eigenes kleines Projekt, sei es auch ein Kartenspiel, ist immer ein Trumpf im Ärmel.

7. Unvergesslich. Welchen Moment als Gamer wirst Du niemals vergessen?

Christin Ich war schon sehr verdutzt, als meine Party in Persona 4 vergnügt in einem Fluss gebadet hat, bis jemand ein Stück flussaufwärts ins Wasser gekotzt hat.

Von diesem einschneidenden Erlebnis abgesehen finde ich es immer wieder faszinierend welche Eigendynamik MMOs entwickeln. Die schönsten Momente entstehen in der Freiheit, die dort den Spielern gegeben wird, man denke nur mal an die unglaubliche „Schlacht von Asakai“ in Eve Online.

Von Cowboys und Indianern – InnoGames „The West“

8. Zeit für schamlose Eigenwerbung: Welches Spiel, private Projekt oder sonstiges müssen unsere Leser einfach kennenlernen?

Christin: The West natürlich. Das Spiel gibt es schon seit 5 Jahren – ein kleines Urgestein also. Wir haben viele Spieler, die schon seit Entstehung dabei sind und das Spiel lieben. Es ist faszinierend zu sehen, wie das Spiel gewachsen ist, es mit der Community Hand in Hand arbeitet, und wie viel Liebe darin steckt. Der Spieler kann sein ganz persönliches Abenteuer im Wilden Westen erleben, ein berüchtigter Duellant werden, spannende Geschichten erleben, mit seinen Freunden eine Stadt errichten oder gemeinsam aufregende Fortkämpfe mit über hundert Spielern gleichzeitig bestreiten.

Vielen Dank für die Einblicke in die Arbeit einer Game Designerin, Christin! InnoGames sucht aktuell viele neue Mitarbeiter. Alle Jobangebote des Hamburger Spieleentwicklers findet ihr auf www.Games-Career.com.

 

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