Lucas Ciba studierte Audio Engineering am SAE Institute in Köln und erlangte vor einem Jahr seinen Bachelor-Abschluss. Seit Januar 2023 ist Lucas Junior Audio Designer bei Ubisoft Düsseldorf und verleiht Assassin’s Creed Nexus den richtigen Sound. Im Interview berichtet er von seiner Ausbildung, seinen Einstieg in die Spielebranche und seine Arbeit beim größten Spiele-Studio in Deutschland.
Games-Career.com: Vor deinem Studium am SAE Institute hast du lange im Metallbau gearbeitet. Wie kam es zum Einstieg in die Medienbranche?
Lucas Ciba: Neben dem Plan, mich im Handwerk selbstständig zu machen, hatte ich noch das Hobby der Musikproduktion. Bevor ich mich mit der Gründung einer Firma für eine längere Zeit verpflichtet und finanziell abhängig gemacht hätte, entschied ich mich für das Studium am SAE Institute, um herauszufinden, was wirklich zu mir passt.
Games-Career.com: Deinen Abschluss am SAE Institute Köln hast du im Fach Audio Engineering gemacht. Der Studiengang dort ist breit gefächert. Wolltest du von Anfang an im Bereich Game Sound arbeiten?
Lucas Ciba: Nein, ich kam zum SAE Institute, um mehr übers Produzieren, Mischen und Sound Design zu lernen. Gaming war schon immer eine Leidenschaft für mich, jedoch bin ich mit dem Thema Game Audio zuvor nie wirklich in Berührung gekommen. Das erste Mal, dass ich dann mehr darüber erfahren habe, war, als ich für ein Seminar über die geschichtliche Entwicklung von Audio in Games recherchiert habe. Als ich dann im zweiten Semester war, kam ein neuer Fachbereichsleiter für Audio an den Campus in Köln, der uns eine Einführung in die Audio Middleware Wwise gegeben hat. Das war für mich ein Anstoß und von da an habe ich regelmäßig Games vertont.
Games-Career.com: Wie kamst du zu Ubisoft in Düsseldorf und was muss man vorweisen, um bei gleich bei einem so großen Studio angestellt zu werden?
Lucas Ciba: Einer der Dozenten am SAE Institute für Game Sound ist Audio Director bei Ubisoft. Er hat mich schon früh bei meinen Projekten unterstützt und mir nach dem Studium indirekt zu der Stelle bei Ubisoft verholfen. Den Bewerbungsprozess musste ich selbstverständlich ganz regulär durchlaufen. Die Anforderungen bei so einem großen Studio sind hoch. Aber es kommt auch auf das Level der Stelle an, die zu besetzen ist. Für die Junior-Position hat mein Portfolio aus dem Studium ausgereicht. Dazu haben noch mehrere Gespräche stattgefunden, wo es um die Feststellung meiner Fachkenntnisse, aber auch um Soft Skills und Englischkenntnisse ging. Eine Arbeitsprobe war ebenfalls Teil des Prozesses.
Games-Career.com: Game Sound beinhaltet viele Felder, von der Synchronisation zur Komposition. Was machst du als Sound Designer und wie viele kreative Freiheiten hast du in deinem Job?
Lucas Ciba: Als Audio Designer bin ich größtenteils für die Implementierung von Sounds in das Spiel zuständig. Dabei arbeite ich in der Engine und der Audio Middleware, was recht technisch, aber auch sehr kreativ sein kann. Ein Beispiel: Die Platzierung von Reverb Zones in einem Spiel kann anstrengend und technisch anspruchsvoll sein, gerade dann, wenn es granular sein soll. Das Design der Reverbs, die in diesen Zonen angewandt werden, ist jedoch wieder eine kreative Aufgabe. Oder: Die Anwendung von Parametern, wie Distanz, Höhe oder Winkel zu einem Objekt verlangt technisches Verständnis der Engine, kann aber zur Modulation von Lautstärke, Filter oder anderen Effekten eingesetzt werden. Je nach Projektart, Projektphase oder Teamkonstellation kann für mich auch mal mehr Sound Design anstehen. Flexibilität ist also eine wichtige Eigenschaft. Bei der Kreativität habe ich grundsätzlich einen großen Spielraum. Es wird natürlich darüber gesprochen, was der Director sich vorstellt, aber je nach Aufgabe kann ich eigene Ideen und Konzepte einbringen. Es muss nachher nur noch ins Budget von CPU und Memory passen.
Games-Career.com: Was schätzt du an deinem Team bei Ubisoft besonders?
Lucas Ciba: Jeder hat Lust auf das, was er oder sie macht und ist gut darin. Es tut gut, mit Menschen zusammenzuarbeiten, die ihren Job machen, weil sie es möchten, nicht weil sie es müssen. Ein weiterer Punkt ist die Multinationalität des Teams. Ich arbeite ständig mit Menschen verschiedenster Herkunft zusammen und das erweitert nicht nur den fachlichen, sondern auch den persönlichen Horizont total.
Games-Career.com: Wie hat dich dein Studium auf dein Berufsleben vorbereitet und warum hast du dich damals für ein Studium am SAE Institute entschieden?
Lucas Ciba: Das Studium war sehr praxisnah. Und durch den ständigen Austausch mit anderen Fachbereichen, konnte ich oft mit Games Art und Game Programming Studis zusammen an Projekten arbeiten. So sind bis heute nicht nur Freundschaften, sondern auch Erfahrungen geblieben, die mir schon oft im Beruf geholfen haben. Auch in Kontakt zu „Game Audio Menschen“ zu kommen, war erst durch SAE möglich. Für das SAE Institute habe ich mich aus mehreren Gründen entschieden. Erstens, das Zeitmodell: Nach sieben Jahren im Beruf klangen zwei Jahre „Schulbank drücken“ sympathischer als vier Jahre für ein reguläres Studium an einer staatlichen Uni. Zweitens, der Lehrplan: Ein Studium zum Toningenieur, Tonmeister etc. hat andere Ansprüche, Voraussetzungen und Schwerpunkte als ich sie hatte. Audio Engineering am SAE Institute bietet gute Einblicke in verschiedene Bereiche und dann die Möglichkeit zur Spezialisierung. Das fand ich sehr ansprechend. Drittens, das Netzwerk: Die Kontakte, die man während und nach dem Studium aufbauen kann, sind sehr wertvoll.
Games-Career.com: Welche bleibenden Erinnerungen hast du an deine Studienzeit?
Lucas Ciba: Game Jams und Studiozeit. Sich in einer professionellen Umgebung kreativ austoben zu können, macht echt Spaß und ist lehrreich. Grundsätzlich ist mir das Campusleben am SAE Institute mit vielen Events und einer familiären Atmosphäre in sehr positiver Erinnerung geblieben.
Games-Career.com: Lieber Lucas, wir danken dir für das Interview und wünschen dir weiterhin viel Erfolg auf deinem Karriereweg!