Nach erfolgreicher Premiere in 2015 wurde der Women in Tech Day erneut im Rahmen der gamescom veranstaltet. Als Dialogplattform und speziell für Frauen konzipiert, die in der Computer- und Videospielindustrie tätig sind, bietet die Veranstaltung Möglichkeiten zum Lernen und Netzwerken und regt zur Zusammenarbeit an innovativen Lösungen an. Auch Sabine Hahn, Dozentin an der Universität Köln und der Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Köln, war vor Ort. In ihrem Gastbeitrag fasst sie ihre Eindrücke vom zweiten Women in Tech Day zusammen und verrät, was sie sich für die nächste Veranstaltung wünschen würde.
Die gamescom konnte auch 2016 wieder einen Besucherrekord erzielen – rund 345.000 Besucher strömten auf das Kölner Messegelände, davon waren ca. 10 Prozent Fachbesucher, also rund 34.500. Schätzungen zufolge (u.a. IGDA Report 2015) arbeiten gegenwärtig rund 20 Prozent weibliche Beschäftigte in der Spieleindustrie. Rein rechnerisch hätten also rund 6.900 Frauen den am 17. August 2016 bereits zum zweiten Mal stattfindenden und vom Branchenverband BIU organisierten „Women in Tech Day“ besuchen können. Ganze 30 Frauen – entspricht 0,004 Prozent (!) – fanden am Fachbesuchertag der gamescom den Weg in den Europasaal im Congress-Zentrum Ost, um unter der fachkundigen und charismatischen Leitung von Meggan Scavio (General Manager der GCD) internationalen Rednerinnen zuzuhören sowie Erfahrungen auszutauschen. Nach einem kurzen Grußwort von Meggan eröffnete Katharina C. Hamma von der Koelnmesse die Veranstaltung. Danach folgten inspirierende Reden von Katie Stone Perez (Senior Program Manager Digital Games Publishing ID@Xbox – Microsoft), Sabine Hansen (Director Kienbaum Düsseldorf), Anna Rozwandowicz (Director of Communication ESL Gaming) sowie Kate Edwards (Executive Director IGDA), die auch den interaktiven Workshop Teil moderierte.
Soweit das Programm der Veranstaltung, deren Ziel im Vorfeld wie folgt formuliert wurde: „Auftrag und Aufgabe des Women in Tech Day ist es, Frauen durch das Angebot von Möglichkeiten zum Lernen und Netzwerken zur Zusammenarbeit an innovativen Lösungen anzuregen, Vielfalt in den Technologiebranchen zu fördern und weibliche Vorbilder zu würdigen, die sich für eine Karriere im Technologie-Sektor entschieden haben und eine Inspiration für andere Frauen sind, es ihnen gleichzutun.“
Auf jeden Fall waren alle Anwesenden – ca. 29 Frauen und ein Mann, was unter der Hand damit kommentiert wurde, dass beim Anmeldeprozess im Vorfeld Männern bedeutet wurde, dass sie nicht erwünscht seien – allesamt bestens gelaunt und sehr interessiert. Insofern waren auch die Diskussionen in bzw. zwischen den Arbeitsgruppen, die im Workshop-Teil der Veranstaltung zur Bearbeitung konkreter Fragen gebildet wurden, inspirierend und fruchtbar.
Es fand tatsächlich ein angenehmes Networking sowie ein Erfahrungsaustausch in einer sehr wertschätzenden Atmosphäre statt. Und doch wirft der „Women in Tech Day“ 2016 für mich persönlich, die ich auch den ersten Anlauf der Veranstaltung im letzten Jahr besucht habe, mehr Fragen auf, als er zu beantworten vermag. Zum Beispiel, warum das Thema Diversity Technologiefirmen wie z.B. Intel einiges an Zeit, Geld und zugegebenermaßen auch medialer Aufmerksamkeit wert ist, nennenswerte bzw. substantielle Projekte und Kampagnen in der Spieleindustrie jedoch bislang nicht bekannt sind oder, warum „Women in Games“ bzw. „Women in Tech“ Veranstaltungen durchaus Glamour haben können, in Köln jedoch Schokokekse, Kuchen und Filterkaffe das höchste der Gefühle waren.
Insofern bleibt für mich persönlich das subjektive Resümee, dass ich mir für das nächste Jahr eine ähnliche Leidenschaft des Publikums wünsche, jedoch eine fokussierte, konzeptionelle Vorbereitung, flächendeckende PR sowie ein rund zehnmal so großes und diverses Publikum. Denn ich bin persönlich davon überzeugt, dass Diversität und Inklusion sowohl für die Technologiebranche als auch die Spieleindustrie mehr als ein moralischer Imperativ sein sollte. In diesem Sinne freue ich mich auf einen spannenden und konstruktiven „Women in Tech Day 3“, der hoffentlich nicht nur vom Herzblut der Organisatoren und der Leidenschaft der sporadisch anwesenden Teilnehmer getragen werden wird, sondern auch von einer wesentlich breiteren Resonanz innerhalb der Branche.