Berlin Games Forum 2014: Interview mit Prof. Dr. Malte Behrmann zur Zukunft der deutschen Games-Branche

07.10.2014
Prof. Dr. Malte Behrmann zur deutschen Games-Branche

Prof. Dr. Malte Behrmann zur deutschen Games-Branche

In einem unserer letzten Blogeinträge haben wir euch das Berlin Games Forum 2014 ans Herz gelegt (hier nachlesen!). Es steigt am 20. und 21. Oktober 2014 in der deutschen Hauptstadt und ist für Entwickler von Online- und Mobile-Games eine hervorragende Anlaufstelle zum Ideen-Austausch und Networking. Auch zahlreiche Vorträge stehen auf dem Programm: Game Development, Game Design, Finanzierung, Marketing und Monetarisierung sind nur einige der Themen, die beim BGF diskutiert werden.

Als einer der vielen bekannten Speaker aus der Games-Branche wird der Berliner Rechtsanwalt und Dozent Prof. Dr. Malte Behrmann einen Ausblick auf die nähere Zukunft der Industrie geben. Der Titel seiner Session lautet „Where is the German Games Industry going? 2015-2017“. Wir haben uns im Vorfeld des BGF mit Herrn Behrmann unterhalten, um schon einmal einen Vorgeschmack auf seinen Talk zu bekommen.

Games-Career.com: Auf dem diesjährigen Berlin Games Forum werden Sie einen Talk zur Zukunft der deutschen Games-Branche halten. Wie sieht denn eigentlich die Gegenwart aus?

Prof. Dr. Malte Behrmann: Die deutsche Games-Branche befindet sich im Augenblick in einer komplizierten Situation. Der Markt ist unübersichtlicher geworden, als er vor etwa fünf Jahren war. Vergleichen wir die Situation allerdings mit der Situation vor zehn Jahren, stehen wir immer noch ganz gut da.

GC: Besonders im Browser-Bereich kann sich die deutsche Szene sehr gut gegen internationale Konkurrenz behaupten. Warum sind gerade Browsergames so ein großer Erfolgsfaktor für deutsche Entwickler?

MB: Der Erfolg der deutschen Browsergames war nicht nur dem Zufall geschuldet. Wir haben es in Deutschland mit einer hohen PC-Dichte, einer großen Affinität zu Wirtschaftssimulationsspielen und der Tatsache zu tun, dass Browsergames in ihrer frühen Phase kulturell dem deutschen Spieltrieb entsprachen. Zu dieser Zeit waren Browsergames relativ neu und man konnte sie häufig während der Arbeit spielen, ohne in den Sicherheitssystemen der Arbeitgeber Spuren zu hinterlassen. Auch entsprachen Browsergames dem Sicherheitsbedürfnis hierzulande, da man keine Clients herunterladen musste. Daher hatten Browser Games in Deutschland ihren Kernmarkt. Außerdem waren die Unternehmerpersönlichkeiten der ersten Generation ungewöhnlich selbstbewusst, mutig und zielstrebig. Die Internationalisierung war vor allem der Vielsprachigkeit geschuldet, die sich andere nicht so gut vorstellen konnten, wie wir Deutschen.

Am 20. und 21.10. lockt die Hauptstadt

Am 20. und 21.10. lockt die Hauptstadt

GC: Sie vertreten die Position, dass sich die deutsche Branche schwertut bei der Transformation von der Browsergames-Ära hin zu Mobile Games, welche einen immer größeren Stellenwert einnehmen. Woran liegt das und warum gelingt dies der globalen Konkurrenz offenbar besser?

MB: Ein wichtiger Punkt im Übergang vom Browsergame zu Mobile ist sicherlich, dass die Marketing- Strategien sehr unterschiedlich sein müssen. Man kann nicht so „eindimensional“ User kaufen, die Viralität funktioniert anders. Letztlich erfordern Mobile Games ganz andere Typen von Managern. Deswegen sind viele Online-Spezialisten im Mobile-Bereich relativ ratlos. Außerdem haben viele den richtigen Zeitpunkt verpasst, weil sie noch voll mit dem Browser-Thema beschäftigt waren. Die Frage, ob und wie weit Mobile und Online zusammenwachen, ist eine Gute. Natürlich gibt es darauf keine klare Antwort. Einige Dinge wachsen zusammen, andere werden es vermutlich nicht tun. Der Teufel steckt hier im Detail.

GC: Ist es vor dem Hintergrund internationaler Märkte und Unternehmen noch zeitgemäß, diese in nationale Branchen zu unterteilen?

MB: Die Frage, ob man Unternehmen international sehen muss und die Perspektive aus einem Land obsolet ist, wird schon lange gestellt. Ich sehe das nicht so – umgekehrt halte ich diese Frage für sehr legitim. Es gibt bestimmte Länder, die einfach erfolgreich sind, Südkorea, Japan, Israel, Kanada oder die Nordischen Staaten. Das ist nicht nur Zufall, da steckt auch Politik dahinter. Dabei kommt es darauf an, die richtigen Fragen zu stellen, es kommt darauf an selbstbewusst zu sein und vielleicht auch ein bisschen patriotisch. Für mich ist es schon immer ein besonders wichtiger Punkt, in wie weit unsere deutsche Industrie erfolgreich ist, und von Deutschland aus auch in die Welt hinaus agieren kann. Es ist sicherlich ein wesentliches Problem der deutschen Browsergames-Industrie gewesen, dass sie sich zu wenig als Einheit gesehen hat und sich zu leicht von außerhalb hat gegeneinander ausspielen lassen. Mein Eindruck ist, umso mehr man sich an anderen orientierte, umso weniger Selbstbewusstsein hatte man. Dann kam der Punkt, wo kaum noch einer wirklich an sich geglaubt hat und sei es auch nur als challenge. In diesem Zusammenhang kommt das „internationale Argument“ immer wie eine Entschuldigung daher. Wäre Deutschland Weltmarktführer, würde niemand so reden.

GC: Ihr Thema des Vortrags lautet „Where is the German Games industry going? 2015 – 2017“. Geben Sie unseren Lesern doch bitte einen kurzen Ausblick, was die Branche also in den nächsten Jahren erwartet.

MB: Die Zukunft ist vielschichtig. Der Übergang von Online zu Mobile war lange vorherzusehen und es ist erstaunlich, wie zögerlich und spät dieser Wechsel hierzulande vollführt wurde. Letztlich ist es immer schlecht, der Entwicklung hinterher zu rennen. Deswegen stellt sich heute die Frage, welche Technologien wir in fünf Jahren haben werden. Dabei ist die Entwicklung der video on demand Dienste und von Smart TV jetzt relevant, aber auch Entwicklungen im Bereich des human-machine-interface. Letzthin war auch wieder die PlayStation4 sehr erfolgreich. Man wird sehen.

 

Wir bedanken uns bei Herrn Behrmann für das Gespräch und freuen uns auf die vielen Vorträge beim Berlin Games Forum 2014. Alle Infos zur Konferenz bekommt ihr auf der offiziellen Website.

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